Frage an Alice Ströver von Albrecht H. bezüglich Kultur
Liebe Alice Ströver,
zunächst möchte ich den Berliner Grünen beipflichten, wenn sie plakatieren: "Kultur hat einen Namen: Alice Ströver". Mit gleicher Bestimmtheit kann ich selber argumentieren, wenn ich in meinem kulturellen Umfeld dafür werbe, allein schon aus kulturpolitischen Gründen bei der kommenden Abgeordnetenhauswahl grün zu wählen... Indessen bin ich bislang in Bezug auf die folgende, häufig gestellte Rückfrage leider um eine Antwort verlegen (ich zitiere diese Frage in der freundlich-ironischen Überhöhung eines Kollegen): "Wer aber wird dann Kultursenator unter Alice Ströver?" oder kurz: Was ist für den Fall eines erhofften Rot-Grünen Senats die Position der Grünen zur SPD-Idee der Zuordnung der Kultur an die Senatskanzlei?
Da die Lektüre von Tageszeitungen - zumindest was den von mir wahr genommenen Ausschnitt betrifft - in dieser Frage sehr im Ungefähren bleibt, würde ich mich um Antwort freuen.
Gute Wünsche + herzliche Grüße,
Albrecht Henkys
Lieber Albrecht Henkys,
Kultur und Wissenschaft sind so wichtig für die Stadt, für die Zusammensetzung der Bevölkerung, für die innovativen Ideen, die dann auch ökonomisch erfolgreich sein können und für das Lebensgefühl überhaupt.
Diese beiden Ressorts auseinanderzureissen, nur weil die SPD Kultur immer noch als Luxusgut betrachtet, das zwar hübsch für die Repräsenation, aber sonst für wenig geeignet ist, bedeutet einen Frevel an der Entwicklung der Stadt zu begehen.
Und endlich verstehen die beiden Bereich auch an einigen Stellen vernünftig zu kooperieren, wie gerade mit dem Projekt "hochschulübergreifende Tanzausbildung" gezeigt, wo die Freie Tanzszene mit den künstlerischen Hochschulen einen neuen Ausbildungsgang für den zeitgenössischen Tanz entwickelt hat. Damit es mit solchen und ähnlichen Projekten weitergehen kann, brauchen wir Wissenschaft, Forschung und Kultur unter einem Dach. Die beiden Ressorts sollten zusammenbleiben und nicht die Kultur als Spaßveranstaltung bei Regierenden Bürgermeister verortet werden, damit er sich mit Kunst und Kultur nur nach seinem Geschmack schmücken kann. Das wäre ein Schritt zurück in die Zeit von Duodezfürsten und nicht zukunftsweisend für das 21 Jahrhundert.
Seit 25 Jahren bin ich kultur- und medienpolitisch für die Grünen engagiert und seit zehn Jahren als Abgeordnete für die Berliner Kultur unterwegs, ich kenne die gesamte Klaviatur der politischen Oppositionsarbeit und habe wenigstens auch schon einmal sechs Monate Erfahrungen als Kulturstaatssekretärin gesammelt. Das sind doch bestimmt genug Gründe, sich auch für einen Senatorinnenposten zu empfehlen, oder?
Herzliche Grüße
Alice Ströver