Frage an Alexander Schoch von Christa D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Wie weit wollen Sie die Genderisierung noch treiben? Die Mehrheit der Menschen hier findet daran überhaupt keinen Gefallen und wendet die Regeln nicht an...
Sehr geehrte Frau Deckert,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen sehr gerne beantworte.
Die Chancengleichheit von Frauen und Männern ist weltweit ein wichtiges Thema. Die Entwicklung von Gender Mainstreaming war dabei ein Ergebnis internationaler und nationaler gleichstellungspolitischer Bemühungen. Gender Mainstreaming ist ein Organisations- und Politikkonzept zur aktiven Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern.
Bereits 1995 bei der 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking wurde Gender Mainstreaming als verbindliches Konzept der Organe der Vereinten Nationen beschlossen. Auch die Mitgliedsstaaten haben sich in der Pekinger Aktionsplattform verpflichtet, durch Strategien die „Einbeziehung einer geschlechtsbezogenen Perspektive in alle Entscheidungsprozesse sicherzustellen“. Heute ist Gender Mainstreaming in der Europäischen Union und in vielen Ländern, wie auch in Deutschland, verankert.
2016 wurde das neue Chancengleichheitsgesetz verabschiedet, Frauen und Männer im öffentlichen Dienst tatsächlich gleichzustellen und insbesondere mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.
Mit dem neuen „Gesetz zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg“ hat die Landesregierung das berufliche Vorankommen von Frauen in der Verwaltung gezielt fördern und die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf verbessern.
Ein Schwerpunkt der Novellierung lag in der gesetzlichen Verankerung von Gleichstellungsbeauftragten im kommunalen Bereich. Die Kommunen werden nunmehr stärker in die Pflicht genommen, die Gleichberechtigung zu fördern und voranzubringen. Stadt- und Landkreise sowie Gemeinden mit einer Einwohnerzahl ab 50.000 müssen eine hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte bestellen. Bisher war dies freigestellt.
Aber auch in der Sprache muss es Geschlechtergerechtigkeit geben und damit die Realität abbilden.
Denn es gibt ja nicht nur Männer und Frauen, sondern auch lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen (LSBTTIQ). Daher muss Sprache auch sensibel für Menschen sein, die in der Geschlechtsidentität von einer gesellschaftlich verbreiteten heterosexuellen Norm abweichen.
Geschlechtergerechte Sprache ist sicherlich holprig aber sie kann bei der Sensibilisierung für Vielfalt eine große Rolle spielen.
Der Landesschülerbeirat zeigt sich beispielsweise sehr offen dafür. «Beim Thema gendergerechte Sprache im Unterricht ist uns extrem wichtig, dass das Behandeln von Sprache einen größeren Raum bekommt. Dabei geht es grundsätzlich darum, aufzuklären, was Sprache anrichten kann und wie Sprache verwendet werden kann», sagt deren Pressesprecher Roman Jauch.
Wer immer nur von Ärzten, Politikern und Ingenieuren redet, erzeugt Bilder von Männern. Frauen und alle anderen Geschlechter bleiben so ausgeschlossen. Sprache zementiert dadurch auch einen längst überholten gesellschaftlichen Status.
Die geschlechtergerechte Sprache sorgt immer wieder für Diskussionen. Das weiß ich.
Ich finde, wir sollten es einfach einmal versuchen, nicht verkrampft, sondern in dem Wissen, dass es mehr gibt als Männer.
Viele Grüße
Ihr Alexander Schoch