Frage an Alexander Jäger von Andrea L. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Jäger,
mich würde sehr interessieren wie Sie zum Thema Tierschutz / Tierversuche stehen und ob Sie etwas gegen die grausamen Tierversuche unternehmen wenn Ihre Partei die Wahl gewinnen würde?
Tierversuche sind vollkommen unnötig und ethisch nicht vertretbar. Sie können mit modernen und zuverlässigen Methoden abgelöst werden. Tierversuche sind grausam und verursachen EU-weit jährlich millionenfaches Leid. Es widerspricht Artikel 13 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union, wonach Tiere empfindungsfähige Wesen sind und daher unseren Schutz verdienen.
In den Vereinigten Staaten von Amerika entfaltet sich ein radikaler neuer Ansatz in der biomedizinischen Forschung und Toxikologie, der auf den Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften beruht. Hierbei werden Tierversuche durch alternative Methoden ersetzt, die direkte Relevanz für den Menschen haben.
Ein solcher Ansatz fehlt in Europa völlig. Die Direktive 2010/63/UE fördert und unterstützt weiterhin unzuverlässige Tiermodelle anstatt tierversuchsfreie Methoden (inklusive bereits validierter Methoden) rechtlich zu fordern. 2007 wurde das REACH-Programm aufgesetzt, um die Toxizität von 30.000 chemischen Substanzen zu prüfen, die eine potentielle Gefahr für die öffentliche Gesundheit und die Umwelt darstellen. Dieses Programm hat große Fehler: obgleich REACH tierversuchsfreie Methoden vorsieht, werden diese nur sehr selten eingesetzt. Der massive und nahezu ausschließlich Einsatz von Tierversuchen bei REACH stellt einen gefährlichen und kostspieligen Irrweg dar.
Schon 1.340.000 EU Bürger haben "Stop Vivisection" unterzeichnet. Es wird wirklich Zeit, dass etwas gegen das Tierleid getan wird.
Sehr geehrter Herr Jäger, wie stehen Sie und Ihre Partei zu „Stop Vivisection“? Werden Sie sich nach der Wahl dafür einsetzen, daß solche Versuche in Zukunft verboten werden?
Mit freundlichem Gruß
Andrea Lange
Sehr geehrte Frau Lange,
bereits 2002 wurde auf Betreiben der FDP Tierschutz als Staatsziel ins Grundgesetz mit aufgenommen (Art. 20a) und 2010 begrüßten wir die Revision der entsprechenden längst überfälligen EU-Richtlinie, die seit 2013 angewendet wird. In dieser Richtlinie wurde übrigens auch die stärkere Förderung und Entwicklung alternativer Ersatzmethoden verankert, daher erfreut mich der von Ihnen erwähnte neue Ansatz aus den USA überaus, da so möglicherweise endlich auch die bisher nicht durch Ersatzmethoden austauschbaren Versuche überflüssig werden könnten und damit dem Leid der Tiere ein Ende gesetzt wäre.
Nun ist allerdings mit der Direktive 2010/63/UE zugegebenermaßen noch kein Optimalzustand erreicht. Ich stimme Ihnen daher vollumfänglich zu, dass das Endziel der völlige Verzicht auf Tierversuche sein muss, wenn diese nicht ethisch begründbar sind.
Als Etappenziele sehe ich hierzu neben der konsequenten Anwendung des "3R-Prinzips" (Replacement, Reduction and Refinement) den Ausbau der Förderung alternativer Methoden bei gleichzeitiger Einschränkung bzw. Einstellung der Förderung nachweislich unzuverlässiger Tierversuchsmodelle, eine deutliche Reduzierung von Tierversuchen bis 2016 und spätestens ab 2018 ein Tierversuchsverbot für Haushaltsprodukte.
Als Liberaler begrüße ich die erfolgreiche Unterschriftensammlung von "Stop Vivisection" natürlich schon alleine unter dem Gesichtspunkt der Bürgerbeteiligung und hoffe, dass die öffentliche Anhörung vor dem EU-Parlament wieder mehr Bewegung in dieses durch Bankenkrise usw. etwas in den Hintergrund getretene Thema bringen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Jäger