Frage an Alexander Jäger von Florian K. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Jäger,
wie stehen Sie zur Einführung eines europaweiten Urheberrechts? Entsprechende Entscheidungen sollen ja demnächst anstehen:
http://diepresse.com/home/techscience/internet/1320564/EU-beschliesst-Fahrplan-fur-europaweites-Urheberrecht
Hier wird das EU-Parlament einen tragbaren Kompromiß zwischen Rechteinhabern und Verbrauchern finden müssen. Stehen Sie hier mehr auf der Seite der Urheber, die sich einen stärkeren Schutz ihres Eigentums wünschen oder befürworten Sie die Forderung nach mehr Freiheiten für die Verbraucher? Über eine genauere Erläuterung Ihrer Position würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Karl-David
Sehr geehrter Herr Karl-David,
beim Thema Urheberrecht gilt es einen ausgewogenen Kompromiss zwischen den Extrempositionen zu finden, die einerseits die Urheber bzw. die Kreativindustrie unter dem Schlagwort "Content-Mafia" zum Feindbild hochstilisieren, andererseits nach immer mehr Überwachung zur Eindämmung von Piraterie rufen.
Persönlich bin ich im Wesentlichen ein Anhänger des deutschen Urheberrechtsgesetzmodells, das allerdings in einigen Punkten der gegenwärtigen Realität angepasst werden sollte. Beispielsweise halte ich die Übernahme der amerikanischen "Fair Use"-Regelung, die eine nichtautorisierte Nutzung von urheberrechtlich geschütztem Material dann erlaubt, wenn sie der öffentlichen Bildung und der Anregung geistiger Produktionen dient, durchaus für sinnvoll. Ebenso sollten nicht mehr verlegte oder anderweitig vergriffene Kulturerzeugnisse schneller einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfen als bisher.
Im Wesentlichen muss aber an Konsumenten wie Produzenten appelliert werden. Es versteht sich von selbst, dass Kultur nicht gratis zu haben ist - gleichzeitig darf sie aber auch nicht einigen wenigen Privilegierten vorbehalten sein.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Jäger