Alexander Hartmann
BüSo
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Alexander Hartmann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Christoph Petri (Arbeitsgemeinschaft Klinefelter S. •

Frage an Alexander Hartmann von Christoph Petri (Arbeitsgemeinschaft Klinefelter S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Damen und Herren,

was werden Sie tun für die Menschen mit Krankheiten und Syndromen, die durch die Regierungen der letzten 40 Jahre nicht beachtet wurden ?

Laut WHO gibt es in Deutschland über 160.000 Männer mit dem Klinefelter-Syndrom und auf Grund von unzureichender Aufklärung durch die Gesundheitsorgane und Ministerien sind in den letzten 10 Jahren nur 5.000 diagnostiziert worden.

In Wiesbaden leben 540 Klinefelter Träger, aber nur 10 sind bekannt, d.h. 530 Männer werden ohne sofortige Behandlung ab dem 30. Lebensjahr eine schwere schnell fortschreitende Osteoporose entwickeln.

Es ist für einen Klinefelter nicht nur in, sondern auch sehr schwer in Wiesbaden eine ärztliche Behandlung zuerhalten - wir haben den Bericht eines Patienten, der zum Opfer wurde, weil Kranke und Behinderte in unserer Gesellschaft von der Politik nicht beachtet werden:

www.beepworld.de/members82/klinefelter-weg/mein-weg.htm

Mit freundlichen Grüßen
Christoph Petri

www.klinefelter-syndrom.de/

Antwort von
BüSo

Sehr geehrter Herr Petri,

herzlichen Dank für Ihre Frage.

Die Bürgerrechtsbewegung Solidarität setzt sich seit langem für eine "Bioligische Verteidigungsinitiative" ein, als ein umfassendes Forschungsgroßprogramm mit dem Ziel, die Lebensprozesse und ihre Störungen besser zu verstehen und Heilungs- oder zumindestens Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Dazu gehören weitverbreitete und bisher wenig verstandene Krankheiten wie Krebs, Multiple Skerose oder AIDS, aber auch seltenere Krankheiten wie das von Ihnen angesprochene Klinefelter-Syndrom.

Die zunehmende Kommerzialisierung wichtiger Infrastrukturbereiche, zu denen auch das Gesundheitssystem gehört, führt immer mehr dazu, daß nur noch das angeboten wird, was sich "rechnet". Das hat im Medizinsektor beispielsweise die Folge, daß Krankheiten, die nur selten auftreten, kaum noch erforscht werden, weil die Forschung -- auch in den Universitäten -- immer abhängiger werden von Aufträgen der Privatindustrie, die aufgrund der geringen Fallzahlen davon ausgehen, daß sie die Kosten eines Foschungsprogramm "nicht wieder hereinbekommen".
Dies sind Bereiche, in denen die öffentliche Hand "in der Pflicht" steht, die Lücke zu füllen, eine Pflicht, die derzeit nicht wahrgenommen wird.

Im Gegenteil: Das Gesundheitssystem wird zunehmend demontiert, und die Kranken mit ihren Krankheiten immer öfter allein gelassen. Es sind sogar schon Fälle -- in meinem persönlichen Bekanntenkreis! -- vorgekommen, wo Patienten mit einer "teuren" chronischen Krankheit von Arzt zu Arzt abgeschoben werden, weil diese Angst haben, daß dieser Patient ihr Budget sprengen würde, also auch in Fällen, in denen eine Krankheit bekannt und behandelbar, aber diese Behandlung eben teuer ist. Solche Fälle dürfen in einer zivilisierten Gesellschaft nicht vorkommen.

Wirklich gemeingefährlich ist jedoch eine andere Konsequenz der Demontage unseres Gesundheitssystems: Ich meine die zunehmende Verwundbarkeit gegenüber Seuchen. Man braucht bloß die Nachrichten über die gegenwärtuige Ausbreitung der Vogelgrippe in Asien und über die Gefahr eines "Artensprungs" auf die Gattung Mensch zu verfolgen, dann weiß man, daß eine große neue Grippepandemie nur eine Frage der Zeit ist. Die Frage ist: Haben wir dann noch die notwendige Reserve an Krankenhausbetten? (Die gleiche Frage stellt sich im Zusammenhang mit möglichen Anschlägen mit biologischen Waffen).

Die BüSo tritt daher dafür ein, salopp gesagt, die Gesundheitsreformen der letzten dreißig Jahre rückgängig zu machen, und die Verantwortung des Staates für die Bereitstellung eines ausreichenden und für alle zugänglichen Gesundheitssystems wieder wahrzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Hartmann