Frage an Alexander Grupe von Liv D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Frau D.,

zunächst einmal: Toll, dass Sie sich umfassend informieren, die Parteienlandschaft (treffend) analysieren, Ihre Wahlentscheidung nicht auf die leichte Schulter nehmen und auch die PARTEI kritisch hinterfragen — für Wählerinnen wie Sie machen wir den Quatsch!

Apropos Quatsch: Von der Stimmabgabe für eine Spaßpartei würde ich abraten. Die Demokratie ist ein zu hohes Gut, um verkrampft auf jung getrimmte Heizdeckenverkäufer (Haartransplantation, LOL) an die Macht zu befördern. Oder meinten Sie die Partei mit dem etwas langsamen, aber irgendwie liebenswürdigen Dorf-Suffkopp? Die mit der eingeschlafenen und gleichermaßen einschläfernden Machtmumie, die wieder und wieder kandidiert, weil sie sonst nun mal nichts anderes gelernt hat als Ossi? Da gilt dasselbe.

Aber da Sie ja bereits mit der PARTEI liebäugeln: Was können wir noch für Sie auf-, ab- oder zerreißen? Müssen wir Ihnen das im Vorfeld verbindlich versprechen, wie es die trägen, satten, gelangweilten Altparteien tun? Oder kann sich hieraus nicht ein ganz neuer Reiz in der Demokratielandschaft ergeben: das angenehme Gefühl, die PARTEI gewählt zu haben, gepaart mit dem Zauber der Überraschung?

Sie scheinen die PARTEI einigermaßen gut zu kennen. Wir wollen Inhalte überwinden, haben aber Inhalte im Programm (wie die Bierpreisbremse); wir sagen JA und NEIN; wir müssen nicht jeden Widerspruch reflexhaft auflösen, wir halten Widersprüche aus, ja, begrüßen sie sogar. Die Grundidee bei der Wahl ist doch, dass wir im Parlament Ihre Meinungen, Wünsche und Interessen vertreten. Wenn so-und-so-viel Wählerinnen und Wähler die PARTEI, die sie kennen und lieben, im Bundestag haben wollen, dann ist das erst einmal der durch die Wahl ausgedrückte Wille des Souveräns; der Wille, dass die Ideen, die Ziele, die genau entgegengesetzten Ziele und, ja, auch den Humor der PARTEI dort anteilig vertreten wird. Und unsere demokratische Pflicht ist es dann, diesem Ruf zu folgen.

Im Falle meiner Wahl werde ich genau das tun, darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole: mein Ehrenwort.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen, und wünsche Ihnen viel Spaß
bei der Wahl!

Alexander Grupe