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Frage von Peter K. •

Frage an Alexander Geißler von Peter K. bezüglich Gesundheit

Wie sollen, Ihrer Meinung nach, Medizinstudenten motiviert werden, auf dem Land zu praktizieren?

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Zum Thema Ärztemangel auf dem Land gab es gestern erst eine schöne Dokumentation von ZDFzoom. Dort wurde als Pilotprojekt ein Medibus vorgestellt, der durch die Dörfer fährt. Da können Sie auch einmal hineinschauen.

Ich glaube, viele schreckt die wirtschaftliche Selbständigkeit ab, die mit einer eigenen Praxis einhergeht. Eine Lösung ist die finanzielle Förderung von Tandempraxen. Also eine Kombination aus jungen Ärzten und erfahrenen Landärzten, die ihren jungen Kollegen zur Seite stehen. Ich halte es auch für sinnvoll, dass man interessierten Medizinern, die auf dem Land praktizieren wollen und dafür mit dem Gedanken spielen eine Praxis zu übernehmen, die Möglichkeit geben muss, dort vor Ort für einen Zeitraum mitzuarbeiten ohne unternehmerische Verpflichtungen. Sollte dies finanziell von den ansässigen Ärzten nicht zu stemmen sein, was dem Regelfall entsprechen wird, muss eine finanzielle Unterstützung durch den Freistaat da sein, die diese Mitarbeit möglich macht. Ich glaube, wenn Mediziner den Alltag in einer solchen Praxis kennenlernen, entscheiden sie sich eher auch dafür eine Praxis zu übernehmen.

Weiterhin braucht es steuerliche Entlastungen und finanzielle Vergünstigungen für Praxiseröffnungen. Dabei spielen auch die Möglichkeiten vor Ort eine Rolle. Schnelles Internet, kulturelle Angebote, gute Kitas und Schulen für die Familie, Freizeitangebote. Wenn man Standortvorteile schafft, siedeln sich eher auch Mediziner an.

Ich denke, helfen wird auch eine Imagekampagne im Medizinstudium, damit sich mehr Studierende bewusst für die weitere Ausbildung als Allgemeinmediziner entscheiden.

Zusätzlich muss der Numerus Clausus fallen. Heute können fast nur Abiturienten mit einem Schnitt von 1,0 oder ein klein wenig schlechter Medizin studieren. Das ist aber kein Kriterium für einen erfolgreichen Abschluss. Im Jura Studium habe ich es selbst erlebt, dass Kommilitonen mit einem Abischnitt von 3,0 oder schlechter, hervorragende Juristen werden. Es kommt auf die Interessen und die Profession für den Beruf als Arzt an. Ich bin für eine vollkommene Öffnung des Medizinstudiums ohne Zugangsbeschränkungen. In Jura gibt es das auch. Nur der Fakt, dass es dann viel mehr Anmeldungen gibt, erhöht den Handlungsdruck die Lehre und Betreuung im Studium auch schnell zu verbessern. Im Moment kann man sich noch zu sehr auf den bestehenden Bedingungen im Medizinstudium ausruhen, weil es Beschränkungen gibt und sich die Anzahl der Studierenden deshalb nicht erhöht.

Letztlich müssen außerdem die Bedarfsschlüssel reduziert werden, also ein Arzt sollte für weniger Patienten zuständig sein als bisher. Im Moment ist z.B. durch die kassenärztliche Vereinigung für eine Stadt wie Freiberg und deren Umkreis für 50.000 Menschen ein Bedarf für zwei Hautärzte vorgesehen. Diese gibt es in der Stadt. Formell ist daher keine Unterversorgung gegeben. In der Realität bekommt man aber als normaler Patient keinen Termin im nächsten halben Jahr. Das sind keine Zustände.