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Frage von Bruno K. •

Frage an Albrecht Glaser von Bruno K. bezüglich Kultur

Hallo Herr Glaser, zu Ihrer Argumentation bzgl. Nichtanerkennung Islam als Religionsgemeinschaft: sind Sie bereit anzuerkennen, dass es durchaus unterschiedliche Ausprägungen des Islam gibt, auch wenn sich alle Moslems auf den Koran und die Hadithen als Grundlage ihres Glaubens beziehen? So praktizieren bspw die Ibadis in Oman einen durchaus toleranten und auf Ausgleich bedachten Glauben, der sich auch im politischen Handeln niederschlägt. Wie kann man da alle Moslems über einen Kamm scheren?
Bin für Antwort dankbar
Gruß
B Kaiser

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Hallo Herr K.,

zunächst darf ich feststellen, dass ich zu keiner Zeit dem Islam den Status als "Religion" abgesprochen haben. Was den "Islam als Religionsgemeinschaft" angeht, wird die Sache insofern schwierig, weil er keine juristische Verfassung hat, wie wir sie etwa von der katholischen Kirche kennen. Er versteht sich bekanntlich als menschliche Gemeinschaft aller Gläubigen (arab. muslim=gläubig), die er als "Umma" bezeichnet.

Das Problem beginnt dort, wo man den christlichen Religionsbegriff mit dem islamischen gleichsetzt. Dies ist deshalb so, weil das Christentum sich als spirituelle Glaubensgemeinschaft versteht. Der "Islam" (arab. für Unterwerfung, Hingabe) beansprucht für sich, nicht nur eine spirituelle Religion zu sein, sondern eine Kultur- und Rechtslehre (Scharia), in der alle zivilrechtlichen, strafrechtlichen und staatsrechtlichen Probleme beantwortet würden, also aus dem Koran ableitbar geregelt seien. (Auch etwa die Menschenrechte!) Deshalb geht die normale islamische Orthodoxie davon aus, dass diese Rechtsregeln allen von Menschen gesetzten Rechtsvorschriften (etwa denen in einer Demokratie durch Parlamente) übergeordnet seien. Dies wird auch in allen Moscheen in den Predigten der Imame so vertreten. Viele Untersuchungen in Europa belegen, dass dies auch die Denkweise einer breiten Mehrheit -etwa auch der türkisch-stämmigen in Europa- ist. Allemal ist dies die Überzeugung der großen Weltverbände des Islam, hinter denen mehr als 50 islamische Staaten stehen.

Wenn Sie von der Gruppe der "Ibadis im Oman" berichten und deren Religionspraxis, so mag Ihre Beobachtung zutreffen. Dies kann jedoch kaum ein Grund sein, die kulturpolitische Auseinandersetzung der weltweit agierenden Verbände, die behaupten für 1,4 Mrd. "Gläubige" zu sprechen, beeindrucken. Auch nicht den Zentralrat der Muslime in Deutschland oder DITIB als Organisation der türkischen Religionsbehörde in Deutschland usw. usw. Insofern bitte ich um Verständnis, wenn ich feststelle, dass Ihre Beobachtung das fundamentale Problem Europas vor der Herausforderung des Islam schwerlich beeinflussen oder gar lösen kann. Vielleicht darf ich -unter ungezählten seriösen Artikeln und Buchdarstellungen- auf den Aufsatz von Bassam Tibi hinweisen, der im Cicero 6.2016 zu lesen ist: "Warum ich kapituliere". Auch die Webseite des "Zentralrats ehemaliger Muslime" u. v. a. ist empfehlenswert, um zu einer abgewogenen Meinung zu kommen. Sofern Sie ganz tief schürfen wollen, empfehle ich Tilman Nagel (emeritierter Ordinarius für Arabistik und Islamwissenschaften): "Angst vor Allah". Auch die Habilitationsschrift von Hiltrud Schröter: "Das Gesetz Allahs".

Viele Grüße

Mit freundlichen Grüßen

Albrecht Glaser MdB

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