Frage an Albert Baumgärtner von Bettina S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Baumgärtner,
ein befreundeter Selbständiger von mir verdient mit seinem Beruf so wenig Geld, daß er sich schon seit Jahren die Beiträge für die private Krankenversicherung nicht mehr leisten kann und in die Gesetzliche kommt er ja bekanntermaßen nicht. Somit kann er kleine und große Leiden gar nicht behandeln lassen, da ihm natürlich auch das Geld für die Arztbesuche und Medikamente fehlt. Falls er jemals genügend Umsätze macht, um wieder in die private Versicherung zurück kehren zu können, ist ihm dieses auch nur vor Ablauf des 53. Lebensjahres möglich. Meines Wissens nach, ist dieser Zustand in Deutschland unter den Selbständigen keine Seltenheit mehr.
Was werden Sie tun, um diesen Mißständen Abhilfe zu leisten? Wie kann mein Freund wieder in den Genuß einer Krankenversicherung kommen? Immerhin hat er über 20 Jahre in die Versicherungen eingezahlt und hat nun rein gar nichts davon!
Mit freundlichen Grüßen,
B. Schneider
Sehr geehrte Frau Schneider!
Der Mißstand, den Sie beschreiben, ist mir bestens bekannt. Es vergeht kaum eine Woche, in der mich nicht wenigstens ein völlig unversicherter Selbstständiger, oder zumindest einer aufsucht, der sich seine private Krankenversicherung nur noch deshalb leisten kann, weil er eine enorm hohe Selbstbeteiligung hat, sodaß er faktisch die normalen Arztbesuche alle aus eigener Tasche zahlen muß.
Um diese ungute Entwicklung aufzufangen, müßte es ermöglicht werden, daß auch Selbstständige, bei Nachweis einer längeren Frist von Niedrigst- oder Null-Einkommen, wieder in die gesetzliche Krankenversicherung rückwechseln dürfen.
Wer diesen Schritt für einen Bruch des Solidaritätsprinzip hält, dem sei erwidert, daß dasselbe ja schon jahrzehntelang dadurch praktiziert wird, daß die gesetzlichen Krankenkassen ja auch alle Zuwanderer, die früher logischerweise auch keinen Solidarbeitrag entrichteten, aufnimmt. Daß man aber in dieser Problematik über die Landespolitik in BW nennenswerten Einfluß üben könnte, halte ich eher für utopisch; das wäre eine Aufgabe für das Bundesgesundheitsministerium.
Wenn Sie aber ganz gezielt von mir wissen wollen, was Ihr Bekannter in seiner jetzigen Situation tun könnte, dann würde ich ihm raten, für die nächste Zeit einen irgendwie zustandekommenden Arbeitsplatz als Arbeiter oder Angestellter anzustreben. Nur so kann ich mir mittelfristig seine legale Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung vorstelen.
Mit freundlichen Grüßen
Albert Baumgärtner