Frage an Agnes Thanbichler von Tobias A. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Thanbichler,
Zuerst möchte ich festhalten, ich finde das Programm ihrer Partei sehr durchdacht und menschennah in einem Wort richtig "gut".
Jedoch ist mir die Bildungspolitik immer ein Dorn im Auge. Ich verstehe nicht weshalb die ÖDP immer noch auf ein Drei-gliedriges Schulsystem setzt. Auch wenn sie die Entscheidung der Kinder, Hauptschule, Realschule, Gymnasium "erst" in der sechsten Klasse "überlassen" würden, ist sie meines Erachtens, auch aufgrund der Entwicklung der Kinder noch viel zu früh. Inzwischen fordern ja nicht nur Sozialverbände, dass die Selektion, die aus Schülern Versager macht umbedingt aufhören muss, auch die Wirtschaft warnt, dass sie mehr gutausgebildete Jugendliche braucht. Weshalb fordern sie kein Schulsystem wie in Finnland: individuelle Förderung, Klassenverband bis zur neunten Klasse sondern ein veraltetes, ein wenig verändertes CSU-System?
Mit freundlichen Grüßen
Tobi Abfalter
Sehr geehrter Herr Abfalter,
die Frage, welches nun wirklich das beste Schulsystem von der Gliederung her ist, läßt sich meiner Ansicht nach nicht einfach beantworten. Die Meinungsbildung dazu betrachte ich auch in unserer Partei keineswegs als abgeschlossen. Für uns hat aber derzeit den absoluten Vorrang, dass jedes Kind ein Anrecht auf eine ihm gemäße persönliche Förderung hat. Dazu gehören überschaubare Klassen unter 25 Kinder, ausreichend viele Lehrkräfte und das Angebot einer breiten Allgemeinbildung für alle Schularten, sowie eine größtmögliche Durchlässigkeit im gesamten Schulsystem.Wir wollen vor allem auch die kreativen, musischen Fächer aufgewertet wissen, da sie ein wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsbildung der jungen Menschen sind. Nach der Grundstufe fordern wir min. zwei Jahre Orientierungsstufe. Daneben wollen wir eine zweite Kraft in der Klasse( z. B. Studierende, Förderlehrkräfte, nebenamtliches Personal, Ehrenamtliche). In Ländern mit guten Schulerfolgen wird dies erfolgreich praktiziert. Der Schulerfolg hängt aber auch mit den sozialen Bedingungen zusammen, in denen Kinder aufwachsen. Darum hat für uns die entsprechende Wertschätzung und Förderung der Erziehenden und der Familien (Erziehungsgehalt) und ein familienfreundliches Erwerbsleben oberste Priorität.
Mit herzlichem Gruß
Agnes Thanbichler