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Agnes Alpers
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Frage von Edeltraud D. •

Frage an Agnes Alpers von Edeltraud D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Alpers,

wenn ich den Nachrichten lausche, stelle ich Halbwahrheiten fest und habe das Gefühl, dass die Ursache von Krisen umgangen werden, obwohl das Führungspersonal einen naturgegebenen Auftrag auszuführen hat.

Kennt das Führungspersonal eigentlich auch die mathematische Hochrechnung der Reformen?
Kennen Sie die Geldformel (G x U) : W = P?
Meinen Sie, dass Geld eine hergestellte Tauschware ist, die aus dem Allgemeingut der Erde geschaffen wurde?
Es ist zeitgemäß, die Natur als höchstes Gesetz zu erkennen und nur ein sehr kleiner Schritt die Irrlehre von „Geld arbeitet“ ähnlich wie die Falschaussage „die Erde ist eine Scheibe“ zu beenden?

Arbeit und Geld ist im Überfluss vorhanden.

Erklären Sie bitte, warum das Führungspersonal auf die Ware Geld, keine systembekannte naturgegebene Abnutzung von 6 % p.a. als Faulen-, Abschreibung-, Logik-, Natursteuer einführt.

Vielen Dank

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Dietert,

die von Ihnen gestellte Frage betrifft nicht mein Fachwissen, daher bat ich um Mithilfe meiner Kollegen aus dem Bereich Finanzen und Steuern.

Da Sie in Ihren Fragen die Quantitätsgleichung des Geldes, dessen Tauschfunktion sowie die fiskalische Belastung von Geld an sich thematisieren und das Naturgesetzliche betonen, gehe ich davon aus, dass Sie im Kern wissen wollen, warum die Politik sich weitestgehend nicht empfänglich für Überlegungen, vor allem aber für Schlussfolgerungen, der Freigeldtheorie zeigt. In diesem Sinne will ich Ihre Fragen gerne beantworten.

Zunächst möchte ich Ihnen beipflichten, wenn Sie feststellen, dass Geld nicht arbeitet. Der Ursprung allen gesellschaftlichen Wohlstandes ist vielmehr einzig die menschliche Arbeitskraft. Dies sollte andererseits aber nicht dazu verleiten das Geld und den Zins – und mit ihm die gesamte Geld- und Finanzwirtschaft – per se als kontraproduktiv oder parasitär zu begreifen. Vielmehr muss es darum gehen, die gesellschaftlichen Verhältnisse so zu verändern, dass die Kreditwirtschaft auf jene Funktionen zurückgeschnitten werden kann, die den Bedürfnissen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger entsprechen. Nämlich: Die Organisation des Zahlungsverkehrs, das Einlagengeschäft mit einfachen und sicheren Möglichkeiten der Ersparnisbildung und die Finanzierung sinnvoller öffentlicher und privater Investitionen durch Kreditvergabe. Ausdrücklich betonen möchte ich dabei, dass es hierbei auf die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse und nicht einzig auf die Einhegung der Finanzindustrie oder gar auf die Abschaffung des Zinses ankommt. Gerade jene, die behaupten, Geld könne arbeiten, haben oftmals ein Interesse daran, nicht offenbar werden zu lassen, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse beschaffen sind, die es möglich machen über fremde Arbeitskraft zu verfügen und sich deren Früchte anzueignen.

Gerade hier setzt aber meine Kritik an der Freigeldtheorie und vergleichbaren Auffassungen von Geld, Zins und Zinseszins an. Das Geld wird weitgehend nur als Tauschmittel wahrgenommen und der Zins vor allem als Tributzahlung anderer Wirtschaftssubjekte an die Geldbesitzer verstanden. Davon, dass das Halten von Geld unattraktiv gemacht werden soll, versprechen sich die Anhänger der Freigeldlehre die Beseitigung der wesentlichsten kontraproduktiven Auswirkungen des kapitalistischen Systems. Dabei wird ignoriert, dass sich in Geld und Zins zwar die gesellschaftlichen Verhältnisse ausdrücken, die es möglich machen, dass sich einige wenige die Arbeitskraft vieler privat aneignen können, Geld und Zins aber nicht die Ursache dieser Verhältnisse sind!

Ich hoffe, dass ich Ihnen meine Auffassung von der Besteuerung des Geldes hinreichend nachvollziehbar dargelegt habe und bedanke mich für die anspruchsvolle Fragestellung!

Mit herzlichem Gruß
Agnes Alpers