Portrait von Agnes Alpers
Agnes Alpers
DIE LINKE
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Agnes Alpers zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Jens K. •

Frage an Agnes Alpers von Jens K. bezüglich Bildung und Erziehung

Guten Abend,
wir leben in Niedersachsen und unser 8jähriger Sohn besucht die 2. Klasse einer Grundschule im Landkreis Northeim, die zu meiner Überraschung einen hervorragenden Ruf genießt. Wir zogen vor zwei Jahren aus Göttingen weg, weil die Grundschule in deren Einzugsgebiet wir lebten (Egelsbergschule) fest in albanisch - russisch - türkischer Hand ist und der Karatekurs für ABC - Schützen einfach unerläßlich ist. Übrigens sind die Wurzeln meiner Familie von Kasachstan bis England zu finden, so daß mich wirklich Sorge und keine tumbe Ausländerfeindlichkeit antreibt.
Auch die nun hiesige Grundschule hat, obwohl hoch gelobt, ein katastrophales Niveau. Für die Lehrer fällt hier nach der 4. Stunde der Hammer um 11.45 Uhr. Es gibt in Niedersachsen keine verpflichtende Lehrerfortbildung, es gibt keine geregelte - bzw. funktionierende Qualitätskontrolle des Unterrichtes, es gibt keine verbindlichen Lehrpläne und weitere diverse Defizite, die ich ihnen auf Wunsch beschreiben und nachweisen kann. An dem beschämenden Bildungsniveau Niedersachsens kann ich nicht wirklich etwas ändern. Ich habe aber sehr wahrscheinlich die Möglichkeit beruflich in die Nähe Dresdens zu wechseln. Die dortige Grundschule hat ein erheblich höheres Niveau und ist frei von den aufgezählten Mängeln. PISA zeigt die sächsischen Grundschulen auf dem 1. Platz. Das Grundgesetz garantiert aber meinem Sohn in Niedersachsen die gleichen Bildungschancen, wie für Kinder in Sachsen, Bayern oder BW. Wer ist nun rechtlich und finanziell haftbar, wenn auf Grund der Bildungsmisere in Südniedersachsen mein Sohn in Sachsen Nachhilfeunterricht benötigt, oder sogar ein Jahr wiederholen muß, oder der Zugang zum Gymnasium erschwert oder unmöglich ist? Im Niedersächsischen Grundschulnivau gehört mein Sohn zu den sehr guten Schülern. Ich konnte mich persönlich davon überzeugen, daß dies in Sachsen bestenfalls Mittelmaß sein wird.

Mit freundlichen Grüßen

Jens Kutschmann

Portrait von Agnes Alpers
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Kutschmann,

ich kann Ihren Unmut nachvollziehen. Als Mutter zweier Töchter verstehe ich nur zu gut, wie machtlos sich oftmals Eltern fühlen, die es mit den Unwägbarkeiten des deutschen Schulsystems zu tun bekommen. Gerade ein Schulwechsel von einem Bundesland in ein anderes stellt die Kinder vor große Herausforderungen.
Der Bildungsförderalismus ist da allzu oft eher eine Zumutung als ein Vorteil. Das ignoriert die Bundesregierung seit Jahren. Stattdessen werden sinnlose Bildungsgipfel abgehalten, die die Wettbewerbsfähigkeit unseres Bildungswesen loben. Doch viel zu viele Kinder fallen durch dieses System, sei es durch zu kleinen Geldbeutel der Eltern oder schlicht aufgrund des falschen Wohnortes. Daher verstehe ich Ihre Frage nach einer Haftbarkeit gegenüber des Rechtes auf gleiche Bildungschancen. Das Grundgesetz sieht dieses allerdings, auch zu meinem Bedauern, unter Ausschluss eines rechtlichen Anspruches vor. Somit wird dort zwar der Anspruch formuliert, die Wirklichkeit ist jedoch eine andere.
Durch meine neue Arbeit im Bundestag werde ich in den nächsten vier Jahren den Blick auch auf diese Missstände lenken und versuchen diese zu beheben. Es geht darum, dass für jedes Kind das Recht auf eine gute Bildung umgesetzt wird und wir allen Kindern eine qualitativ hochwertige Bildung garantieren.

Für die Zukunft Ihres Sohnes wünsche ich Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Gruß

Agnes Alpers