Adrian Dunskus
FDP
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Frage von Rainer T. •

Frage an Adrian Dunskus von Rainer T. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

SOLIDARITÄT FÜR NEUE ARBEITSPLÄTZE

Die Diskussion und Aktivitäten zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit drehen sich aus meiner Sicht bevorzugt darum, wie man den Druck auf Arbeitslose erhöhen oder es Unternehmern genehm machen kann, zusätzliche Leute anzustellen (ungeachtet der Frage, ob diese Unternehmen Sinnvolles produzieren). Den kurzfristigen wirtschaftlichen Zwangsbedingungen werden Kriterien der sozialen oder ökologischen Nachhaltigkeit meist untergeordnet. Verbleibende Arbeit soll eher von weniger Menschen geleistet, denn solidarisch auf mehrere Schulter verteilt zu werden (Arbeitszeiterhöhung). Insbesondere im Bereich globaler Umweltschutz und Entwicklung sind nach Wegfall u.a. der ABM-Maßnahmen Stellenkürzungen zu beobachten, welche die dringend gebotene Verstärkung der Aktivitäten in diesem Bereich (Ressourcenschutz, Klimawandel, Erossionsvermeidung, Waldzerstörung, etc) verhindern.

Als Beitrag zur Minderung der Arbeitslosigkeit und gleichzeitig der fortschreitenden globalen Umweltzerstörung will das Projekt ´Spenden für Jobs´ symbolhaft und solidarisch Zeichen setzen für Bewusstsein und Aufbruch.

Weitere Information: http://www.wald.org/4jobs

Meine FRAGE: Ist Ihnen die Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes (und Finanzierung für 2 Jahre) im Bereich globaler Umweltschutz/nachhaltige Entwicklung eine Solidar-Spende in Höhe von EUR 250 wert?

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Theil,

Ihre Absicht ist löblich, aber verfehlt. Sie verkennen elementare wirtschaftliche Zusammenhänge, weshalb am Ende auch eine 250-Euro-Spende nach meinem Dafürhalten nichts bewirken würde. Zunächst bestreite ich ganz entschieden, daß es unserer Umwelt immer schlechter geht. Das Gegenteil ist der Fall, wenn wir einmal davon absehen, daß sich das Klima zu verändern scheint. Als nächstes bestreite ich ganz entschieden, daß uns, wie Sie zu vertreten scheinen, die Arbeit ausgeht. Sie erliegen da einer verbreiteten Fehlvorstellung, derzufolge es in einer Volkswirtschaft nur eine ganz bestimmte Menge Arbeit gäbe. Das ist aber nicht so. Ob es Arbeit gibt und wieviel, hängt einzig und allein von zwei Dingen ab: dem Preis dieser Arbeit und der Produktivität dieser Arbeit. Liegt der Preis für die Arbeit unter dem Wert der Produktivität, gibt es Arbeitsplätze. Liegt sie darüber gibt es
keine. So einfach ist das.

Wir haben in Deutschland in den letzten dreißig Jahren ständig den Preis für Arbeit erhöht, und zwar ganz besonders in den unteren Lohngruppen. Es sei den Beteiligten unterstellt, daß sie damit Gutes tun wollten. Bewirkt haben sie das Gegenteil: Die Arbeit wurde auf die Dauer zu teuer, und die Stellen verschwanden. So hat man den Ärmsten in unserer Gesellschaft oft das Einzige genommen, was sie hatten, um ihrem Leben Sinn zu geben. Das ist zutiefst unsozial.

Aber man kann diese Entwicklung umkehren. Arbeitgeber und Gewerkschaften müssen die Löhne im unteren Bereich wieder absenken, und zwar um zehn bis fünfzehn Prozent. Dann wird es wieder Arbeit geben. Im Augenblick sind die Stellen, die dann entstehen, nicht sichtbar. Sie sind quasi überflutet, kommen aber wieder zum Vorschein, wenn das Lohnniveau sinkt. Daß die Menschen deshalb ins Elend abrutschen, braucht man nicht zu befürchten. Erstens konnten sie früher von solchen Jobs auch leben, und das Leben ist nicht teurer geworden, sondern billiger. Ja, sogar Benzin ist heute nicht teuer: Vor fünfzig Jahren mußte man für einen Liter zwanzig Minuten arbeiten, heute nicht einmal vier

Zweitens, selbst wenn es im einzelnen Fall so wäre, daß der niedrigere Lohn zum Leben nicht mehr reicht, wäre es immer noch besser, der Staat legte einen Zuschuß drauf, statt den Lohnbezieher in der Arbeitslosigkeit verharren zu lassen. Das alles ist mit geringem Aufwand machbar. Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten dreißig Jahren bei Gelernten und Studierten tendenziell nicht angestiegen. Betroffen sind, zumindest dauerhaft, nur die Ungelernten.

Löst man dieses Problem auf die genannte Weise, so gerät man schnell in eine Aufwärtsspirale, denn die neugeschaffenen Arbeitsplätze entlasten die Sozialkassen und den Staatshaushalt, Steuern und Abgaben können sinken und machen so die Arbeit noch billiger. Also werden noch mehr Menschen eingestellt und so weiter. Was so wundersam klingt, ist letztlich nur die Umkehrung der verhängnisvollen Entwicklung, die Deutschland in den letzten dreißig Jahren genommen hat. Die Arbeitslosigkeit bei uns ist kein Schicksal, sie ist von Menschen gemacht. Also kann sie auch von Menschen wieder abgeschafft werden.

Was Ihre Ökojobs angeht, so gestehe ich Ihnen gerne zu, daß es Bereiche gibt, in denen sie mir sinnvoll erscheinen. Beispielsweise kann ich mir vorstellen, daß man Bergbauern dafür bezahlt, daß sie unsere alpine Landschaft pflegen. Auch ökologischer Landbau um Trinkwasserquellen herum, wie er in Oberbayern schon seit Jahrzehnten praktiziert wird, erscheint mir sinnvoll. In den allermeisten Fällen aber leidet die Umwelt, wenn sie es denn tut, daran, daß sie niemandem gehört. Wem etwas gehört, der paßt darauf auf.

Wem beispielsweise Wald gehört, der nutzt ihn schon aus eigenem Antrieb nachhaltig. Diese Aussage wird sie vielleicht überraschen, denn Waldnutzung ist weder in einem Land wie Deutschland noch in einer Gegend wie dem Amazonasbecken ein Muster für Nachhaltigkeit. Das ist aber einfach zu erklären: In Deutschland gehört der Wald oft dem Staat, also niemandem. Ein Staatsbürokrat hat keinen materiellen Anreiz, den Wald zu schützen, also nutzt er ihn so, daß er dabei in seiner Amtszeit möglichst viel Geld verdient. Das fließt zwar dem Staat zu, verschafft dem Beamten aber Ansehen.

Und der Regenwald im Amazonas gehört wirklich niemandem. Also macht man ihn zu Geld, bevor jemand das verbietet. In der Regel sind Eigentumsrechte der beste Umweltschutz. Ein Bereich, in dem sie nichts nützen, ist die Luft. Hier kann es sinnvoll sein, daß der Staat schützend eingreift. Aber auch unsere Luft ist viel sauberer, als sie noch vor zwanzig Jahren war.

Lassen Sie sich also nicht beirren: Die Marktwirtschaft ist ein starkes Modell, und die Welt, in der wir leben, ist in weit besserem Zustand, als sie die meisten Journalisten und die meisten Ökoaktivisten Glauben machen wollen. Denken Sie daran: Journalisten wollen Auflage machen, und Ökoaktivisten brauchen politische Unterstützung, das bekommt man alles leichter, wenn man behauptet, der Welt gehe es schlecht.

Deshalb: Denken Sie selbst nach und wählen Sie dann am 18. September FDP. Damit tun Sie den Arbeitslosen den größeren Gefallen.

Beste Grüße aus München

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Adrian Dunskus