Befürworten Mitglieder einer Gemeinschaft, die in einer arbeitsteiligen Wirtschaft leben und ihr angeborenes Gerechtigkeitsgefühl noch nicht verloren haben, für jeden ein gerechtes Grundeinkommen?
Sehr geehrter Herr Rouault,
Ist 1972 nach der Erklärung des Club of Rome, dass auf der Erde ausreichend Güter für alle produziert werden, mit der Umstellung von der Nachfragewirtschaft zur Angebotswirtschaft der größte Fehler gemacht worden, der u.a. auch zu den heutigen Klima-Problemen geführt hat?
Hallo Herr S.,
erstmal vielen Dank für Ihre Frage, die sehr komplex ist und zwei unterschiedliche Themenkomplexe abdeckt.
Zunächst zu einem möglichen Grundeinkommen:
Wir in der ÖDP fordern ein ausreichendes, humanökologisches Grundeinkommen für all jene Personen, die über kein eigenes Einkommen verfügen können. Also für Kinder, Rentnerinnen und Rentner, Erwerbsunfähige und Erziehende und Pflegende in der häuslichen, aktuell unbezahlten Pflege (solange es noch kein Erziehungs- und Pflegegehalt gibt, das wir im Übrigen auch fordern). Dieses Grundeinkommen wäre aber kein "bedingungsloses", sondern nur oben stehenden Personengruppen vorbehalten. Es würde bisherige Transferleistungen wie Kindergeld o. ä. ersetzen, um Redundanzen zu vermeiden.
Nun zu Ihrer Frage zum Thema Nachfrage-/Angebotswirtschaft:
Die Umstellung von der Nachfrage- zur Angebotswirtschaft ist sicherlich einer der Gründe für unsere heutigen Klima-Probleme - aber nicht ausschließlich. Vielmehr ist ein Zusammenspiel unterschiedlicher Gründe verantwortlich für die aktuelle Klimakrise:
- die Ignoranz gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel seit ersten Studien in den 1940er Jahren
- die gefährliche Wirtschaftsnähe der bisher regierenden Parteien
- die Orientierung an Wachstum und Profit unserer Wirtschaft, nicht aber an Gemeinwohl und Umweltschutz
- die starke Fokussierung auf das Auto in der Verkehrspolitik seit dem zweiten Weltkrieg
- ...
Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen so gut wie möglich beantwortet habe.
Viele Grüße
Yannick Rouault