Sind Energieimporte aus dem Mittleren Osten ein weiterer Kniefall Deutschlands, wie im Falle Russlands?
Sehr geehrter Herr Bury, gestern habe ich in den Medien die Sicherung der Energieimporte Deutschlands aus dem Mittleren Ostern verfolgt. An dieser Stelle stellt sich die Frage, welchen Sinn hat das Ausweichen von Energieimporten aus diesen Ländern? Westliche Werte werden auch dort mit den Füssen getreten. Viele Firmen in Europa, die in Übersee kostengünstig produzieren, müssen demnächst laut EU-Richtlinie nachweisen, dass nur bestimmten Voraussetzungen/Standards in Bezug auf die Arbeitsbedingungen Güter in die EU importieren dürfen. Gilt dies für die Beschaffung von Energieimporten nicht? Der Staat sollte in diesem Fall als Vorbild fungieren. Daher stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, Energieimporte aus Nordamerika zu beziehen? Die devote Haltung des Aussenministers und die erneute Energieabhängigkeit vermitteln mir den Eindruck, dass nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wurde. Sollte Energieautarkie nicht die oberste Priorität haben? Danke für Ihre Antwort!
Sehr geehrter Herr H.,
ich danke Ihnen herzlich für Ihre Frage.
Oberste Priorität muss es angesichts der nun offen zu Tage tretenden Auswirkungen unserer energiepolitischen Abhängigkeiten haben, energiepolitisch unabhängig zu werden.
Beim Import von Energieträgern dürfen darum nicht nur rein wirtschaftliche Kriterien eine Rolle spielen. Stattdessen müssen wir auch hier deutlich stärker als bisher auf strategische und wertegeleitete Interessen Deutschlands achten. Ich halte es daher für richtig, nun kurzfristig die benötigte LNG Infrastruktur zu schaffen. Ein Vorhaben, das Teile der aktuellen Regierungskoalition leider jahrelang verzögert und verhindert haben. Dies ermöglicht einen verstärkten Import auch aus den USA. Gleichzeitig müssen wir jedoch bereits jetzt darauf achten, keine neuen einseitigen Abhängigkeiten zu schaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Yannick Bury