Frage an Yanki Pürsün von Julia R. bezüglich Umwelt
Ich wüsste sehr gerne, wie Sie (natürlich auch in Bezug auf Hessen) zu diesem Statement stehen:
Große Klimakonferenzen wären sinnvoller, "wenn man über einen Sachverhalt mal offen reden würde: nämlich, dass es einen eklatanten Widerspruch zwischen dem Anspruch auf Emissionsreduzierung und dem Anspruch auf ständig steigendes Wirtschaftswachstum" gibt. "Wir diskutieren darüber, dass man Emissionen nach unten bringt, am besten bis 2050 auf Null, und gleichzeitig diskutieren wir aber darüber, dass Autos bitte immer größer werden sollen, Flieger immer häufiger benutzt werden sollen, mehr Flughäfen auf der Welt, mehr Kreuzfahrten, mehr Produkte, kürzere Produktzyklen etc. etc. Wenn wir über Heuchelei sprechen, dann sind die Bürgerinnen und Bürger eher der Mittelteil eines Sandwiches und wissen häufig nicht, wie sie sich verhalten sollen. Aber das Problem liegt darin, dass das Primat nach wie vor bei der Ökonomie liegt. Und so etwas wie Ökologie und Klimaschutz im weiteren Sinne kommt immer hintendran. Da haben wir eine Lebenslüge erfunden, die so tut, als würde schon etwas fürs Klima getan sein, wenn man hinreichend viele Konferenzen macht und ansonsten irgendwo Ecotech oder sowas hinten auf den Porsche Cayenne klebt."
Vielen Dank, Mit freundlichen Grüßen
julia reister
Sehr geehrte Frau Reister,
Klimakonferenzen sind weiterhin notwendig. Sicherlich wären sie sinnvoller, wenn es dabei mehr Verbindlichkeit gäbe. Aber nicht jedes Land misst dem Klimaschutz die gleiche Bedeutung zu. Länder, die Emissionsreduzierung als Wohlstandsrisiko betrachten, werden sich nicht ernsthaft beteiligen. Im Gegenteil, einige Länder versuchen ihren Wohlstand zu mehren, in dem sie sich nicht an Klimakonferenzen beteiligen. Der Klimaschutz muss international betrachtet werden, aber die Maßnahmen sind national umzusetzen.
Der Emissionshandel ist als globales Klimaschutzinstrument weiterzuentwickeln und internationale Kooperationspartner zu gewinnen. Technisch gibt es viele Wege, das Klima zu schützen. Was wir brauchen, ist Technologieoffenheit. Aus meiner Sicht sind alle gesellschaftlich akzeptierten Technologien und Energieträger gleichermaßen geeignet, die sich marktwirtschaftlich behaupten können und eine sichere Energieversorgung gewährleisten.
Emissionsreduzierung und Wirtschaftswachstum müssen sich nicht ausschließen. Autos müssen nicht immer größer werden, Flieger müssen nicht immer häufiger benutzt werden, nicht mehr Flughäfen, nicht mehr Kreuzfahrten. Jede/r BürgerIn entscheidet als KonsumentIn selbst, was konsumiert wird, und hat dabei die Verantwortung des Handelns. Was nicht nachgefragt wird, wird auch nicht produziert. Daher sind Bürgerinnen und Bürger mehr als ein Sandwich-Mittelteil. Ich glaube an den mündigen Bürger und Konsumenten, der nicht bevormundet werden darf, sondern umfassend informiert sein muss.
Grüsse,
Yanki Pürsün