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Frage von Johann S. •

Frage an Wolfgang Weiß von Johann S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Dr. Weiß

mich würde interessieren, wie sie zu dem Nothafen bei Prerow stehen. Wie sie sicher wissen, prallen dort zwei konträre, aber auch sicher berechtigte Interessen aufeinander.
Zum einen benötigen viele Segler den Hafen, wenn sie die Strecke von Rostock nach Stralsund nicht schaffen. Auch ein Seenotkreuzer ist dort vor Anker. Zum anderen befindet sich der Hafen mitten in der Kernzone des Nationalparkes. Außerdem entstehen immer größere Kosten, den Hafen schiffbar zu halten, weil die Einfahrt immer mehr versandet?
Es gibt also Argumente für und gegen den Hafen. Wie ist ihr Standpunkt?

Mit freundlichen Grüßen
Johann Strube

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Strube,
eine Lösung für das Problem Nothafen zwischen Rostock und Stralsund ist überfällig. Die Anlage am Darßer Ort ist mindestens aus jenen Gründen, die Sie bereits selbst genannt haben, eigentlich schon lange nicht mehr haltbar. Zudem kann ich die Sorgen und Bedürfnisse der direkt Betroffenen nur all zu gut verstehen, denn ich bin selbst vom Segelsport begeistert, war fast 10 Jahre lang im Leistungssport aktiv.

Dennoch weist die öffentliche Diskussion zum Thema aus meiner Sicht zwei entscheidende Defizite auf: Erstens wird immer mit den Seglern argumentiert. Segeln ist aber an die Saison gebunden. Außerhalb der Saison würde dieses Argument im Wesentlichen sofort wegfallen. Zweitens denken wir zu sehr in den Kategorien "Steine und Beton". Jede Lösung dieser Art - völlig egal, ob auf dem Fischland, dem Darß oder dem Zingst - ist aber ein empfindlicher Eingriff in die Außen-Ausgleichküste. Eine solche Küste ist ein außerordentlich kompliziertes System, dass sich weitgehend selbst reguliert. Das funktioniert aber nur, wenn das natürliche Strömungsregime weitgehend ungestört bleibt. Das muss bei jeder (!) Maßnahme beachtet werden, bei einem möglichen Durchstich des Fischlandes ebenso, wie bei einer Anlage in Prerow.

Das Angebot der Gemeinde Prerow, für den Darßer Ort einen Ersatzhafen einzurichten, hat in der Bevölkerung viel Zustimmung erhalten. Das ist aus meiner Sicht eine wichtige Voraussetzung für eine Lösung. Damit ist aber weder eine Finanzierung gesichert, noch ist damit den Bedürfnissen der Küste Rechnung getragen.

Wenn wir all diese Faktoren zusammen führen, wird schnell klar, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Wir brauchen also eine Alternative. Mein Vorschlag ist die Einrichtung eines saisonalen Anlegers, der im Frühjahr ausgebracht und im Herbst wieder eingeholt werden kann. Solch ein "schwimmender Hafen" wären kein Eingriff in die Küste, ist bei Bedarf beliebig erweiterbar und zudem wesentlich kostengünstiger als jede massive Einrichtungen. Dass ein fester Hafen in traditioneller Bauweise nicht unbedingt nötig ist beschreiben Sie in Ihrer Frage selbst: Der Seenotkreuzer liegt "vor Anker".

Eine saisonale Anlage ist übrigens auch mein Vorschlag als Alternative für einen Durchstich durch das Fischland: Eine Slip-Anlage mit Rollwagen auf einem Schienenweg quer über die Landenge. Der Aufwand wäre gering, die Eingriffe in die Natur vertretbar und der Betrieb einfacher zu organisieren, als bei einem Kanal. Ein solches Vorgehen würde die weitere touristische Inwertsetzung unserer Küste befördern und gleichzeitig unsere einzigartige Natur weitgehend bewahren.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr

Wolfgang Weiß.