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Frage von Xavier W. •

Frage an Wolfgang Thierse von Xavier W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Thierse,

Sie nehmen an dem Internetforum "Abgeordnetenwatch" nicht teil, weil Sie der Meinung sind (ich darf Sie zitieren): "...gegenseitige Kennenlernen, welches immer den ersten Schritt einer Kommunikation ausmacht, ist auf der Plattform "Abgeordnetenwatch" nicht möglich..."

Als Grund geben Sie an (ich darf Sie wieder zitieren): "...Zu einem Gespräch, zu einem Briefverkehr oder auch zur elektronischen Kommunikation gehört aus meiner Sicht unabdingbar dazu, dass die Gegenüber sich zumindest mit Namen und den wesentlichen Adressdaten bekannt sind..."

Doch ich frage mich, warum haben Sie dann am Internetforum "Kandidatenwatch" teilgenommen, dort waren Ihnen doch ebenfalls die wesentlichen Adressdaten der Fragesteller unbekannt?

Mit Ihrer vorformulierten Antwortsfloskel, in der Sie hin und wieder einzelne Fragesteller dazu auffordern, sich mit Ihnen in einen persönlichen Dialog zu begeben und Ihnen direkt an Ihre Mailadresse zu schreiben, weichen Sie bewußt dem Anliegen dieses Internetforums aus, welches einen öffentlichen (!) Dialog zwischen den Bürgern und seinen gewählten Volksvertretern sucht.

In meinen Augen manifestiert sich in Ihrem Verhalten ein antiquiertes und aristokratisches Politikerselbstverständnis, welches nicht nur von der Scheu sondern insgeheim auch von der Abscheu vor dem gemeinen Wahlvolk geprägt ist.

Das Wahlvolk ist lästig, es stellt Fragen, es beobachtet, es stellt Forderungen. Und dies gilt es zu minimieren, zu unterlaufen, zu umgehen, so oft und so gut es auch immer geht...

Ich lebe in Ihrem Wahlbezirk. Können Sie mir, angesichts Ihrer Weigerung sich öffentlich mit uns Bürgern in den Dialog zu begeben, einen Grund nennen, warum ich Sie zur nächsten Bundestagswahl - insofern Sie wieder kandidieren - wählen soll???

Mit Verlaub,
Xavier Winter

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Winter,
in den letzten Tagen und Wochen bin ich von mehreren Fragestellern, wie auch von Ihnen, in „Abgeordnetenwatch“ dafür kritisiert worden, mich nicht an diesem Forum zu beteiligen. Ich nehme diese Kritik ernst und möchte Ihnen daher etwas ausführlicher erläutern, welches die wichtigsten Gründe für meine Entscheidung waren, Fragesteller mit einer standardisierten Antwort auf die Möglichkeiten einer direkten Kontaktaufnahme zu verweisen.

Der entscheidende Grund für meine Nichtteilnahme ist der, dass ich als Abgeordneter keine direkte Kontaktmöglichkeit zu der Fragestellerin oder dem Fragsteller erhalte, da mir nur Name und Wohnort der Petenten bekanntgegeben werden. Wenn ich eine Frage beantworten möchte, bleibt mir nur der Weg über die öffentliche Plattform „Abgeordnetenwatch“. Aus meiner Sicht eignet aber nicht jede Frage sich für eine öffentliche Diskussion, da viele Probleme, die an mich herangetragen werden, besser im direkten Kontakt zu klären sind.
Ein weiterer Grund für meine Entscheidung liegt darin, dass die Fragen durch „Abgeordnetenwatch“ moderiert werden. Neben der Tatsache, dass ich über den Fragesteller nur sehr wenig erfahre, wird durch die Moderation auch noch die Kontaktaufnahme zwischen Bürger und Abgeordnetem durch Dritte gesteuert. So könnte ich beispielsweise auf Fragen, die von der Moderation nicht zugelassen werden, die ich aber dennoch persönlich beantworten möchte, überhaupt nicht reagieren.

Vor diesem Hintergrund und gerade auch wegen meiner Erfahrungen aus der Teilnahme an „Kandidatenwatch“ im Bundestagswahlkampf 2005 habe ich meine Entscheidung getroffen und bitte Sie, diese zu respektieren.

Bürgerinnen und Bürger können auf elektronischem Wege, mit klassischer Briefpost oder durch Gespräche bei Veranstaltungen oder in meiner regelmäßigen Bürgersprechstunde mit mir in Kontakt treten.

Ich hoffe, dass ich Ihre Bedenken und Kritik mit meinen Äußerungen entkräften konnte und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Thierse