Frage an Wolfgang Strengmann-Kuhn von Stephan W. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herrr Strengmann-Kuhn,
nach Medienberichten fordern sie, ´Spitzenverdiener´ müssten durch die
Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze bei den Sozialbeiträgen künftig
stärker belastet werden.
Ich bin alleinerziehender Vater und erhalte -wie fast alle alleinerziehenden Väter- keinen Cent Unterhalt von der Kindsmutter. Mein Einkommen liegt etwas über den Beitragsbemessungsgrenzen. Bereits jetzt werden ca. 45% durch Sozialabgabenund Steuern umverteilt, es bleiben ca. 55%. Als Spitzenverdiener sehe ich mich nicht, mit eher kleiner Mietwohnung und 14 Jahre altem Auto. Mehr ist nicht drin. Mit einem hatte Kohl recht: es kommt darauf an, was hinten rauskommt.
Nach Ihrem Vorschlag verblieben mir sogar nur noch ca. 33% des Bruttoeinkommens. Der Arbeitgeber würde auch entsprechend noch höher belastet. Meinen Lebensstandard würde sich weiter reduzieren müssen. Die Zukunft meines Kindes wäre düsterer, Ihnen ist ja bekannt, dass Bildung kostet. Und ganz allgemein: die Kaufkraft würde sinken und damit die Binnenkonjunktur geschwächt.
Ich mag nicht glauben, dass ein Abgeordneter der Grünen dermaßen unglaublich unsoziale Politik betreibt. Meine Frage ist daher, ob Ihr Vorschlag wirklich so lautet, wie in den Medien wiedergegeben.
Mit freundlichem Gruß
Stephan Wunsch
Sehr geehrter Herr Wunsch,
Sie schreiben, dass Ihr Einkommen etwas über den Beitragsbemessungsgrenzen liegt, d.h. bei etwa 5200 Euro. Das ist die Einkommensgruppe, die mit Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen am stärksten belastet ist.
Würden Sie das Doppelte verdienen, wäre der Anteil, der Ihnen durch Steuern und Sozialbeiträge vom Einkommen abgezogen wird, geringer, und sinkt dann mit zunehmendem Einkommen noch weiter. Das halte ich für ungerecht.
Würden die Beitragsbemessungsgrenzen abgeschafft, würden sich die Sozialversicherungsbeiträge deutlich verringern, was noch einmal verstärkt wird, wenn Sozialversicherungsbeiträge auch auf Vermögenseinkommmen gezahlt werden, wie wir das vorschlagen. Davon profitieren vor allem Gering- und Mittelverdiener. Aber selbst bei Ihrem Einkommen, das schon zu den höheren in Deutschland zählt, würde vermutlich die Belastung mit Sozialversicherungsbeiträgen sinken.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Strengmann-Kuhn