Frage an Wolfgang Jüttner von Jens S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Jüttner,
ich möchte es dann doch noch mal versuchen nachdem ich auf meine erste Anfrage keine eindeutigen Antworten bekommen habe.
1. Wie erklären Sie der Öffentlichkeit das Sie massiv einen flächendeckenden Mindestlohn von 7,50€ fordern, auf ihrem Hamburger Parteitag aber selbst Sicherheitskräfte beschäftigen die unter 7€ pro Stunde erhalten haben?
2. Sie haben in Ihrer Antwort von Menschenwürde gesprochen. Halten Sie es für menschenwürdiger die Arbeitslosigkeit der Menschen zu subventionieren oder ist es nicht menschenwürdiger wenn Bürgerinnen und Bürger zu Ihrem Lebensunterhalt selbst ein Stück weit beitragen können auch wenn sie etwas weniger verdienen und der Staat deren Arbeit ein Stück weit subventioniert?
3. Teilen Sie meine Meinung das sich Menschen die einer Arbeit nachgehen, selbst wenn sie nicht so viel verdienen, eher in die Gesellschaft integriert fühlen als solche die keine Arbeit haben?
4. Entspricht es wirklich Ihrer Auffassung das z.B. beim dienstleister pin Indische verhältnisse vorherschen?
5. Nehmen Sie in Kauf das Bürgerinnen und Bürger ihren Arbeitsplatz bei Einführung einen flächendecke Mindestlohnes verlieren?
In dem Zusammenhang finde ich es schon in höchstem Maße arrogant und selbstherrlich wie sich Ihr Generalsekretär Herr Heil über die Einschätzung von Experten hinwegsetzt, das bis zu einer Millionen Arbeitsplätze gefährdet sind wenn ein flächendeckender Mindestlohn eingeführt wird ohne dies auch nur im Ansatz begründen zu können
MfG
Jens Schröder
Sehr geehrter Herr Schöder,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich stelle zunächst einleitend fest, dass wir in der Frage offenbar diametral entgegengesetzte Meinungen haben. Dies wird sich auch durch viele Suggestivfragen nicht ändern. Wir gehen von unterschiedlichen Vorstellungen über die soziale Verantwortung von Unternehmen und der Interpretation des Satzes "Leistung muss sich lohnen" aus. Dies vorausgeschickt:
Zu 1. Wenn es so ist, wie Sie zu wissen scheinen, dann ist dies eine Nachlässigkeit des Parteivorstandes. Es hätte geprüft werden müssen, welchen Lohn die angemietete Sicherheitsgesellschaft zahlt. Es ist jedoch kein Argument gegen die prinzipielle Notwendigkeit Mindestlohn zu zahlen.
Zu 2. - 5. Es ist meine feste Überzeugung, dass es nicht angehen kann, wenn Unternehmen ihre Gewinnkalkulation auf Hungerlöhne für ihre Angestellten und Transferleistungen aus dem allgemeinen Steueraufkommen aufbauen. Natürlich ist es für die Menschen auch wichtig Arbeit zu haben, aber es ist noch viel wichtiger von der Arbeit auch leben zu können - und zwar nicht nur aktuell, sondern auch künftig im Rentenalter. Altersarmut ist nämlich die Folge von geringen Einkommen.
Und zu den Hororszenarien der Wissenschaft habe ich einfach eine Gegenfrage: Warum funktioniert der Mindestlohn in vielen anderen europäischen Ländern und soll bei uns nicht funktionieren.
Mit freundlichem Gruß,
Wolfgang Jüttner