Frage an Wolfgang Cordes von Ingo F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Cordes,
im AKW Grohnde sollen plutoniumhaltige Mischoxid-Brennelemente eingesetzt werden, die Transporte sollen über belgische Häfen und danach quer durch NRW abgewickelt werden. Was werden Sie tun, um den Einsatz der Mischoxid-Brennelemente und die Transporte durch NRW zu verhindern?
Die Castortransporte von Jülich nach Ahaus sind verschoben aber noch nicht endgültig abgesagt. Sind Sie für oder gegen die Atomtransporte? Was werden Sie in der Landesregierung unternehmen, um die Transporte zu verhindern? Was soll mit dem AVR-Reaktor in Jülich passieren? Was tun Sie zur Aufklärung früherer Störfälle?
Wo der Müll aus der Urananreicherungsanlage Gronau letztlich bleiben soll, ist völlig offen. Wo soll der Müll Ihrer Meinung nach sicher zwischen- und endgelagert werden?
Die Klimawissenschaft hält eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von mindestens 70 % für notwendig, um den klimawandelbedingten Temperaturanstieg auf 2°C zu begrenzen. Oberhalb dieser Schwelle wird der Klimawandel unbeherrschbare Folgen haben. Demgegenüber sieht das NRW-Klimaschutzgesetz eine CO2-Reduktion von lediglich 25 % bis 2020 gegenüber 1990 vor. Halten Sie diese Diskrepanz zwischen den Notwendigkeiten und dem Klimagesetz für angemessen? Falls ja, worauf gründet sich Ihre Meinung? Falls nein, wie wollen Sie das Gesetz an die Erfordernisse anpassen? Sind Sie der Meinung, dass die Förderung zukunftsfähiger Energieerzeugung ökonomisch sinnvoller ist, als die Rücksichtnahme auf Firmen mit veralteten Techniken? Welchen Einfluss wollen Sie auf Ihre Parteikollegen auf Bundesebene ausüben, damit effektiver Klimaschutz in der BRD gesetzlich vorgeschrieben wird?
Stetiges Wirtschaftswachstum ist in einer endlichen Welt unmöglich. Es hat sich gezeigt, dass New Green Deal und Entkoppelung von Wachstum und Energie- sowie Ressourcenverbrauch das Problem nicht lösen. Wie wollen Sie unser Wirtschaftssystem in ein nachhaltiges System verändern?
Hallo Ingo,
einige der von dir aufgeworfenen konkreten Fragen kann ich nicht beantworten, weil mir die Kenntnisse fehlen. Grundsätzlich bin ich aber für den ökokeynsianistischen Ansatz der Grünen. Radikale ökologische Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen kann keine erfolgreiche Politik werden. Wir müssen die Menschen natürlich über den menschenverursachten Klimawandel und die Folgen der Erwärmung aufklären, wir müssen uns anspruchsvolle Ziele setzen. Da geht mir die Realpolitik auch der Grünen oft nicht weit genug!
Ich muss den Widerspruch aushalten, dass die Maßnahmen, die meiner Ansicht nach ökologisch notwendig wären, um im echten Sinn nachhaltig zu produzieren und zu konsumieren, einer Mehrheit letztendlich nicht vermittelbar sein werden - natürlich auch wegen der entgegengesetzten Arbeit von Lobbys und anderer Parteien.
Aber von oben oder diktatorisch lässt sich echte Nachhaltigkeit eben auch nicht durchsetzen!
Atomtransporte sind so gefährlich, dass sie nur im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus der Atomkraft und dem verantwortungsvollen Umgang mit dem existierenden strahlenden Material zu rechtfertigen ist. Ich bin demnach nicht gegen jeden Transport von Atommüll, wenn denn über einen verantwortbaren dauerhaften Umgang mit dieser Altlast entschieden worden ist.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jede auch noch so logische und schlüssige Theorie, auch die, die ich für plausibel halte und die ich vertrete, ein in sich geschlossenes System ist, das falsch werden kann, wenn beeinflussende Faktoren übersehen wurden oder neu auftreten. Wer diesen Ansatz mit mir teilt, kann keine Theorie zum alleinigen Maßstab seines Handelns machen - koste was es wolle. Ich halte Demokratie für ein existenziell wichtiges Korrektiv bei der Umsetzung auch meiner Überzeugungen. Natürlich ändere ich meine Überzeugungen erst, wenn sie widerlegt sind und das geht nicht über Mehrheitsentscheidungen, aber ich akzeptiere, dass Zukunft grundsätzlich offen ist!
Ich hoffe, es war jetzt nicht zu abstrakt!
Grüne Grüße
Wolfgang Cordes