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Frage von Steffen P. •

Frage an Wolf Klinz von Steffen P. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Klinz

Zuerst möchte ich Ihnen meine Hochachtung für die Beantwortung aller bisher gestellten Fragen aussprechen. Ihre Antworten zeugen von Kompetenz und Volksnähe.

Nun zu meiner Frage: Je weiter die Subprime-Krise voranschreitet, desto mehr ´Experten´ fordern eine "Sozialisierung der Verluste".

Banken, vor allem Landesbanken, sollen mit Steuergeldern unterstützt werden. Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag (bzw zur Wiederbelebung des Keynesianismus) und welche Lösungsansätze schlägt die FDP für die Subprime-Krise vor?

Mit freundlichen Grüßen

Steffen Polzer

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Polzer,

vielen Dank für Ihre aktuelle und interessante Frage zur Finanzkrise und Reaktion des Staates auf die Schieflage bei verschiedenen Banken.

In den letzten Jahren wurde durch Innovation neuer Finanzprodukte und eine hohe Liquidität das Wirtschaftswachstum gefördert, aber teils auch der Grundstein für die jetzigen Turbulenzen gelegt.
In den Jahren der ´Finanzeuphorie´ wurden die großen Gewinne durch Boni an wenige Investmentbanker ausgezahlt - die gesamten Boni und Abfindungen der Wall Street Banken in 2007 entsprachen 65,6 Milliarden US Dollar, knapp über dem jährlichen BIP von Vietnam mit über 85 Mio. Einwohnern. Auf der anderen Seite werden nun schwächelnde Banken wie die IKB und die SachsenLB vom Staat aufgefangen und deren Verluste aus den Taschen des Steuerzahlers bezahlt.
Diese Sozialisierung der Verluste führt zu einem Vertrauensverlust des Bürgers nicht nur in das Finanzsystem, sondern in die gesamte soziale Marktwirtschaft.

Meiner Meinung nach sollten in Extremsituationen nur systemisch relevante Finanzinstitute gestützt werden. Wir laufen ansonsten Gefahr, fahrlässiges Verhalten (moral hazard Problematik) und exzessive Risikoübernahme zu belohnen. Die IKB als Mittelstandsfinanzierer sollte sich an ihr Geschäftsmodell halten, den Mittelstand und Infrastruktur zu finanzieren, und nicht mit stark risikobehafteten strukturierten Produkten handeln. Ich persönlich hätte es vorgezogen, die IKB insolvent werden zu lassen - als abschreckendes Beispiel für eine verfehlte Geschäftspolitik.

Es muss in Zukunft für mehr Transparenz, Verantwortung und Stabilität im Finanzsystem gesorgt werden. Hier sind vor allem Banken und Ratingagenturen gefragt. Basel II muss genau überprüft und möglicherweise in manchen Aspekten überarbeitet werden.
Banken müssen ihr Risikomanagement verbessern und sollten durch Industrieinitiativen Maßnahmen zur Ursachenbekämpfung vorschlagen. Die kurzfristige Bonistruktur schafft falsche Anreize. Finanzakteure müssen Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.
Ratingagenturen müssen ihre Methoden klarer erläutern und schneller herunter- oder heraufstufen. Mögliche Interessenskonflikte zwischen Beratung und Bewertung müssen eliminiert werden, dies ist meiner Meinung nach langfristig nur durch mehr Wettbewerb in diesem Bereich möglich.
Was die Aufsicht angeht, so muss die Zusammenarbeit von Aufsehern auf europäischer Ebene verstärkt werden. Systemischen Risiken kann nur durch kontinuierlichen Informationsaustausch vorgebeugt werden.

Wir müssen dafür sorgen, dass Innovation und der grenzüberschreitende Verkehr und Zugang von Kapital gefördert, aber die Finanzmarktstabilität gewährleistet wird."

Mit freundlichen Grüßen

Wolf Klinz