Frage an Willfried Maier von Boris B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Dr. Maier,
ich arbeite seit gut 10 Jahren an der Ex-HWP, was jetzt zur Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gehört, und bin dort für die Studienbetreuung und Kursplanung zuständig. Selbstverständlich bin ich auch gegen die Einführung der Studiengebühren von 500 Euro. Nun haben wir einen gegenwärtigen Senat mit einer absoluten CDU Mehrheit und ich wollte einmal von Ihnen wissen, wie Sie genau über dieses Thema denken bzw. welche Möglichkeiten hat die Opposition, dagegen vorzugehen.
Übrigens gefallen mir Ihre Redebeiträge in der Hamburgischen Bürgerschaft sehr gut, es gibt leider immer weniger Politiker, die so sachlich und frei reden können.
Ich wünsche Ihnen in den nächsten Wochen noch einen sehr erfolgreichen Wahlkampf und möchte die GAL gerne politisch unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Boettger
Sehr geehrter Herr Boettger,
wie Sie vermutlich wissen, ist die GAL gegen Studiengebühren. Sie fragen mich aber nach meiner persönlichen Meinung. Die unterscheidet sich von der GAL - Mehrheitsmeinung. Ich bin für Studiengebühren - allerdings im Zusammenhang mit einem Modell der Studienfinanzierung über spätere Rückzahlungen. Meine Gründe:
Ich sehe nicht ein, dass Kindergartenbetreuung, die alle in Anspruch nehmen, kostet, die Ausbildung der Eliten aber kostenfrei ist. Hier wird von unten nach oben subventioniert.
An deutschen Hochschulen ist das Verhältnis zwischen Immatrikulationen und erfolgreichen Abschlüssen besonders ungünstig. Das war auch in Österreich so. Nachdem dort maßvolle Gebühren eingeführt wurden, ging zunächst die Anzahl der Immatrikulationen zurück, aber die Zahl der erfolgreichen Abschlüsse nahm zu. Inzwischen ist der Rückgang bei den Studienanfängern wieder ausgeglichen und das Verhältnis zwischen Immatrikulationen und Abschlüssen hat sich deutlich verbessert. Es wird also weniger individuelle Lebenszeit und es werden weniger gesellschaftliche Ressourcen vergeudet. Weil das so ist, ist die soziale Selektion vermutlich mit Studiengebühren weniger strikt als mit Gebühren. Zumindest sind die deutschen Hochschulen von weniger Kindern aus ärmeren Familien besucht als die vieler Länder mit Gebühren.
Nun fragen Sie mich, was man gegen Gebühren politisch unternehmen könnten. Sie werden einsehen, dass ich dafür nicht die geeignete Auskunftsperson bin. Es dürfte aber am vernünftigsten sein, zunächst auf eine verändert und verbesserte Studienfinanzierung zu drängen. Und an dem Punkt bin ich mit den Gebührengegnern aus der GAL wieder einig.
Mit besten Grüßen
Willfried Maier