Frage an Werner Schulz von Frank L. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrter Herr Liebers,

Sie haben mich am 23.5.2009 nochmals darauf hingewiesen, dass ich Ihre Frage nicht beantwortet habe. In der Rückblende sehe ich, dass das einer dieser dreisten Vorwürfe ist auf den ich normalerweise nicht mehr eingehe, weil ich Ihnen Ihre Überzeugung sicherlich nicht nehmen kann, dass die DDR ein guter Staat war. Tut mir leid, dass ich das anders erlebt habe. Ihr Vorwurf, dass ich in der DDR studieren konnte, klingt wie diese Vorwürfe, die ich schon während meines Studiums hören musste, dass ich auf Kosten der Arbeiter- und Bauerklasse studiere und gefälligst auch deren Weltanschauung zu übernehmen habe. Nur in einer Diktatur, wie der DDR, in der die Funktionäre ja auch von "unseren Menschen" sprachen, die sie dann aus den Gefängnissen je nach Qualifikation für Westgeld verkauft haben bekommt man den iduviduellen Bildungsweg als Staatsinvestition vorgeworfen. In demokratischen Staaten wird das als Grundrecht angesehen und dafür ohne Leibeigenschaft geworben. Übrigens hätte ich unter freien Bedingungen etwas anders studiert als Lebensmitteltechnologie. Aber das schien mir zumindest eine Richtung zu sein, die noch halbwegs ideologiefrei war. Aber auch da habe ich mich geirrt, wie meine fristlose Entlassung von der HU gezeigt hat. Und wissen Sie eigentlich wovon man in der ach so sozialen DDR gelebt hat, wenn man dann ein dreiviertel Jahr arbeitslos war ? Eine Areitslosenversicherung gab es jedenfalls nicht. Soviel kann ich Ihnen schon mal verraten. Und kostenlos war weder das Studium noch die Gesundheitsfürsorge in der DDR. Dafür habe ich später als schlecht bezahlter Akademiker wie so viele andere Werktätige kräftig mitgezahlt. Oder meinen Sie etwa die SED hätte das bezahlt. Die hat noch nicht mal die Bezahlung ihrer Funktionäre aus den Parteibeiträgen gedeckt von anderen Aufwand und Kosten nicht zu schweigen. Zu Ihrer Anmerkung, dass ich bereits als Jugendlicher einen Ausreiseantrag hätte stellen können, kann ich mich nur wundern. Offenbar haben Sie in einer anderen Welt gelebt, jedenfalls nicht mit offenen Augen in dem gleichen Staat wie ich. Ihr Hinweis ist entweder zynisch oder dumm. Obwohl ich befürchte, dass ich damit bei Ihnen auf trübe Augen und taube Ohren stosse: Meine Schwester wollte 1966 die DDR verlassen und hat das, so wie ihr Mann mit Gefängnisstrafe büßen müssen. Ich habe etliche Schulfreunde, die für das Delikt "Republikflucht" im Gefängnis saßen. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung, wie die DDR mit Ausreiseantragsstellern umgegangen ist. Ich empfehle Ihnen mal das Stasigefängnis in Erfurt/Andreasstraße zu besichtigen, vielleicht gewinnen Sie da einen anderen Eindruck von dem Staat, den Sie offenbar noch immer hochhalten. Hass ist mir übrigens nicht eigen. Da unterscheide ich mich von denen, die mich verfolgt haben. Sonst hätte ich mich nicht für strikte Gewatlosigkeit im Herbst 89 einsetzen und die Verhandlungen mit der SED am Runden Tisch führen können. Allerdings ist mir bei aller Nachsicht auf Personen und ihr Handeln die klare Urteilsfähigkeit nicht abhanden gekommen, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. So wie die NS-Diktatur. Beide Systeme sind nicht durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen, sondern haben sich diese mit brutaler Gewalt genommen und ebenso behauptet. In der DDR gab es ein Lied, das Lied der Partei, dessen Refrain lautet: "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht ..." - allein das zeigt welch ein Rechtsstaat die DDR war. Die drei Buchstaben stehen von Anfang an für ein Deutsches Diktatur Regime.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Schulz