Frage an Waltraud Gruber von Pierre D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Gruber,
in Ihrer Antwort auf eine Frage haben Sie geschrieben:
" Der Übertritt nach der vierten Klasse auf die weiterführenden Schulen und der starke Notendruck führen dazu, dass die Kinder schon in der Grundschule für "die Noten" lernen und nicht für ihre Bildung."
Darf ich Sie fragen, woher denn dieser angebliche "DRUCK" Ihrer Meinung nach kommt? Sicherlich nicht von den kindern selbst und sicherlich nicht von der Lehrerinnen und Lehrern. Das bayerische, differenzierte Schulsystem ermöglicht jedem Schüler seine individuell passende Lernumgebung und nimmt dabei Rücksicht auf die persönlichen Eignungen und Neigungen. Deshalb ist ein Übertritt an die passende Schulart nach der 4. Klasse sinnvoll.
Aus diesem Grund ist mir auch nicht klar, wieso sie sich FÜR eine Gemeinschafsschule aussprechen? Sind Sie der Meinung, dass alle Kinder die gleichen Neigungen und Anlagen haben? Sind wir nicht alle individuell? Muss denn nicht darauf Rücksicht genommen werden, dass es unterschiedliche Lerntypen gibt? Dass es Kinder gibt, die eher kognitive geprägt sind und Kinder, denen praktische Arbeit mehr liegt?
Ihrer ausführlichen Äußerungen zur Bildungspolitik werfen bei mir noch eine abschließende Frage auf: Welche Erfahrungen haben Sie den mit der Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern an den unterschiedlichen Schularten? Und haben Sie sich schon mal die Mühe gemacht, den Schulalltag aus Lehrersicht zu betrachten?
Mit freundlichen Grüßen
Pierre D´Antino
Sehr geehrter Herr Pierre D´Antino,
verständlicher Weise wünschen sich die Eltern „das Beste“ für ihre Kinder. So wünschen sich viele Eltern auch den Schulabschluss in einer weiterführenden Schule für ihr Kind. Damit haben die Kinder dann auch viele Möglichkeiten für ihre Berufswahl offen.
Dass sich durch die frühe Auslese in der 4. Klasse daher eine angespannte Situation ergibt, ist leider eine Tatsache. Die Entwicklung der Kinder läuft unterschiedlich ab, darauf kann durch die frühe Auslese nicht genügend Rücksicht genommen werden.
In einer Gemeinschaftsschule würde dieser Druck entfallen. Beim gemeinsamen Lernen könnten dann die Kinder voneinander ohne Ausgrenzung lernen. Sie könnten dann ihre Fähigkeiten weitergeben. Selbstverständlich müsste es verschiedene Kursangebote geben um auf die individuellen Fähigkeiten besser einzugehen zu können. Auch eine inklusive Schule wäre in einer Gemeinschaftsschule besser umzusetzen.
Meine Erfahrungen ergeben sich zum einen als Kommunalpolitikerin. Ich bin seit 30 Jahren Kreisrätin und war 6 Jahre lang Gemeinderätin, bin seit 2008 Bezirksrätin in Oberbayern. Kommunalpolitik ist Politik vor Ort, da ist der Kontakt zu den Betroffenen direkt. Zum anderen habe ich selbst zwei Kinder, die ich mit meinem Mann zusammen auf ihrem Weg durch das Schulsystem begleitet habe.
Ich möchte den Kommunen mehr Spielraum geben und es ihnen beispielsweise ermöglichen, für ihre Grund-/Haupt-/Mittel-Schule einen Antrag auf Genehmigung einer Gemeinschaftsschule zu ermöglichen.
Den Schulalltag aus Lehrersicht kann ich nur von außen betrachten, allerdings sind in meinem engen Freundeskreis sehr viele LehrerInnen. Sowohl für die Grund-, die Hauptschule als auch fürs Gymnasium. Ich weiß, wie viel Engagement, Einsatz und Zeit den LehrerInnen abverlangt wird und habe großen Respekt vor dieser Leistung.
Mit freundlichen Grüßen
Waltraud Gruber