Frage an Waltraud Gruber von Dr.Heinz F. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Was wollen Sie tun, um zukünftig ein besseres Schulsystem in Bayern zu erreichen.
Sehr geehrter Herr Fröhlich, lieber Heinz,
dazu gibt es sehr viel zu sagen. Die Bildungspolitik gehört zu den zentralen Themen, denn die Kinder sind unsere Zukunft. Ich werde nur auf ein paar persönliche Schwerpunkte eingehen, damit die Antwort nicht zu lange wird.
Frühkindliche Bildung:
Bevor die Kinder in die Schule kommen, gilt es schon möglichst früh anzusetzen, denn Chancengerechtigkeit kann nur durch eine frühkindliche Bildung erreicht werden. Dabei ist mir wichtig, nicht nur den quantitativen, sondern besonders den qualitativen Ausbau aller Angebote frühkindlicher Bildung voranzubringen (Personalschlüssel verbessern, kleinere Gruppengrößen)
Jetzt aber zur Frage nach dem Schulsystem.
Notendruck:
Der Übertritt nach der vierten Klasse auf die weiterführenden Schulen und der starke Notendruck führen dazu, dass die Kinder schon in der Grundschule für „die Noten“ lernen und nicht für ihre Bildung. Das Abschaffen der Noten in der Grundschule, zugunsten anderer individuellerer Leistungsrückmeldungen wäre ein erster Schritt. Die Entscheidung für einen Übertritt in eine weiterführende Schule soll den Erziehungsberechtigten überlassen bleiben.
Gemeinschaftsschulen:
Ich werde mich dafür einsetzen, dass Gemeinschaftsschulen auch in Bayern nach und nach zur Normalität werden. Dort können SchülerInnen miteinander und voneinander ohne Ausgrenzung lernen. Soziale Herkunft und Bildungschancen werden dabei entkoppelt. Wir dürfen niemanden „verlieren“.
Alle Schulen (Grund-, Real-, Haupt-, Mittelschulen, Gymnasien) sollen sich weiter entwickeln können. Sowohl die Schulen, als auch die Kommunen, sollen flexibel auf die Bedürfnisse von SchülerInnen, Eltern und Lehrerinnen eingehen können. Eltern und SchülerInnen sollen mehr an Entscheidungen und Konzepten beteiligt werden.
Neue Schulmodelle sollen es den Kommunen ermöglichen, Gemeinschaftsschulen bis zur Klasse 10 und 12/13 einzuführen. In der Gemeinschaftsschule werden die SchülerInnen nicht mehr nach der 4. Klasse getrennt, sondern sie lernen weiter gemeinsam und werden zugleich individuell gefördert. Das heißt: die Landespolitik initiiert und steuert diesen Prozess, sie schafft die gesetzlichen Voraussetzungen, sie schafft den Rahmen für die einzelnen Modelle und die Qualitätsstandards. Die Schulen können dann innerhalb dieses Rahmens eigene Gestaltungsspielräume nutzen. Bisher waren die Kommunen lediglich „Sachaufwandsträger“. Sie sollen nun auch vor Ort mitgestalten können, dafür müssen sie aber auch finanziell ausgestattet werden.
Achtstufiges Gymnasium G8:
Die überhitze Einführung des G8 war/ist geprägt von „Pleiten, Pech und Pannen“. Ich habe mich damals vehement gegen die undurchdachte Einführung ausgesprochen. Ob es jetzt besser ist, diesen Schritt zurückzunehmen (G8 wieder abschaffen, G9 einführen) oder zu versuchen, das G8 durch Reduktion des Lehrplans und anderer Maßnahmen zu verbessern, das ich eine sehr schwierige Entscheidung. Auch wenn ich „gefühlsmäßig“ dazu tendiere, das G8 wieder zurückzunehmen, dann glaube ich doch, dass es zum jetzigen Zeitpunkt besser ist, Ruhe einkehren zu lassen, und zu verbessern, statt eine Politik „einen Schritt vor, einen Schritt zurück“ zu betreiben. Unabdingbar ist, dass eine Lösung angegangen werden muss! Der Druck auf unsere Gymnasiasten ist einfach zu groß.
Vor allem in der Mittelstufe muss der Stoff reduziert werden. Mehr fächerübergreifendes Lernen, durch Projektlernen, durch Konzentration auf die wesentlichen Kompetenzen, soll zu effektivem, nachhaltigem Lernen führen. Zu kurz kommen darf dabei nicht, dass unsere SchülerInnen zu selbstständigen, selbstbewussten, kritischen, kreativen und individuellen Menschen heranreifen sollen - dazu brauchen sie Raum und Zeit. Dazu braucht es auch genügend LehrerInnen - die ca. 1800 gestrichenen Stellen nach Einführung des G8, müssen wieder besetzt werden.
Die weitere Einführung von gebundenen Ganztagesschulen ist dabei von großer Bedeutung.
Inklusion:
Nur kurz anreißen möchte ich den Umstieg auf ein inklusives Bildungssystem, das auch SchülerInnen mit Behinderungen teilhaben lässt. Die individuelle Förderung muss dabei gewährleistet sein und organisiert werden. Auch dazu braucht es den Einsatz von Hilfestellungen und genügend Fachpersonal, welche auch gesichert finanziert werden müssen.
Jugendarbeit:
Die Jugendarbeit muss gestärkt werden: Erziehungsberatung, Schulpsychologie, -sozialarbeit sowie offene Jugendarbeit müssen gestärkt werden.
Die Grünen wollen das Landeserziehungsgeld abschaffen statt dessen das Geld in die Bildung investieren. Das unterstütze ich mich Nachdruck.
Viele Grüße nach Grafing
Waltraud Gruber