Frage an Walter Kolbow von Wolf Michael K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Kolbow,
eine schleichende Islamisierung Deutschlands greift um sich. Provokanterweise werden viele Moscheen in Deutschland nach Sultan Mehmet II, Beiname Fatih (Der Eroberer) benannt, der sich durch die brutale Entchristianisierung in Konstantinopel im 15. Jahrhundert einen Namen gemacht hat. Und vor an Gleichgültigkeit strotzender Toleranz wagt es in Deutschland niemand mehr etwas dagegen zu tun. Damit wir uns nicht missverstehen: ich kenne einige türkisch stämmige Leute in meinem Bekanntenkreis, die ich sehr schätze. Ich mache mir vielmehr Sorgen um die zunehmende "Inbesitzname" Deutschlands durch islamische Kräfte. Wie stehen Sie dazu?
Mit freundlichen Grüßen aus Würzburg,
Wolf Michael Kröger
Sehr geehrter Herr Kröger,
für Ihre Anfrage vom 1. Oktober, die mich über Abgeordnetenwatch erreichte, möchte ich Ihnen danken.
In einigen deutschen Städten werden zurzeit Moscheeprojekte realisiert oder sind noch in Planung. Dies ist kein Zeichen einer "schleichenden Islamisierung" sondern eines Ankommens in der Mitte unserer Gesellschaft. Muslimische BürgerInnen leben schon seit den 50er Jahren in Deutschland. Sie haben mitgeholfen, unser Land nach dem Krieg wieder aufzubauen. Ohne sie wäre die positive wirtschaftliche Entwicklung so nicht möglich gewesen. Nicht zuletzt tragen unsere MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund durch ihre Abgaben zum Funktionieren des deutschen Sozialstaats bei.
Die SPD sieht die Einwanderung von Menschen aus dem muslimischen Kulturkreis nach Deutschland als Bereicherung und Chance, nicht als Bedrohung. Da unser Grundgesetz die Glaubensfreiheit garantiert, haben muslimische BürgerInnen selbstverständlich das Recht, ihren Glauben zu leben und ein würdiges Gotteshaus zu errichten. Fast alle Muslime, die sich in unserem Land aufhalten, lehnen Fanatismus und Gewalt ab. Ihnen einen Willen zur "schleichenden Islamisierung" zu unterstellen, entspricht nicht den Tatsachen. Den Islam mit Terrorismus gleichzusetzen, ist schlichtweg falsch.
Sie können sicher sein, dass die Bundesrepublik gegen sämtliche extremistische Bestrebungen, ganz gleich aus welcher Richtung sie kommen und welches politische Ziel sie verfolgen, einschreiten wird. Dies ist eine fundamentale Lehre aus unserer Geschichte.
Die Muslime in Deutschland suchen auch den Kontakt zu Christen. Jedes Jahr veranstaltet der Koordinationsrat der Muslime einen "Tag der offenen Moschee". Dies ist eine hervorragende Möglichkeit, mit den Moscheegemeinden in Kontakt zu treten. Nur so lassen sich beiderseitige Vorurteile und Misstrauen abbauen. In Würzburg zum Beispiel hilft eine islamische Gemeinde bei der Reinigung der Innenstadt nach den Silvesterfeierlichkeiten. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Muslime in Deutschland integrieren wollen. Unsere Aufgabe ist es, sie bei ihren Integrationsbemühungen zu unterstützen und ihnen mit größtmöglicher Toleranz und Offenheit zu begegnen.
Der Bau von Moscheen in Deutschland zeigt, dass der Pluralismus in unserem Land Realität ist. Deutschland ist auf Zuwanderung angewiesen, um zukunftsfähig zu sein. Wir sollten deshalb die Bemühungen der muslimischen MitbürgerInnen, sich hier zu integrieren, vorbehaltlos unterstützen. In diesem Sinne sind auch die Initiativen des neuen Würzburger Oberbürgermeisters Georg Rosenthal beim gemeinsamen Fastenbrechen zu verstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Kolbow