Frage an Walter Kolbow von Rene L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Kolbow,
mit einiger Verwunderung habe ich gelesen, dass Sie BMZ Wieczorek-Zeul dafür kritisieren, dass sie sich mit dem Dalai Lama trifft. Hintergrund: dies würde die Stabilität Chinas gefährden und die Bereitschaft Chinas, auf Burma zu intervenieren.
Wie muss man sich das vorstellen:
1) Chinas Stabilität ist dadurch gefährdet, dass Tibet seine Autonomie anstrebt und dies dafür von chinesischen Militärs niedergeknübelt wird. Sie unterstützen diese chinesische Vorgehensweise - quasi im Duktus der "lupenreinen Demokratei".
2) Wenn sich eine Ministerin der Grundwerte der bundesdeutschen Außenpolitik bedient und annimmt, ist dies der falsche Weg - da alles im Sinne von schönen Beziehungen und tollen Reisen nicht so sein soll wie es Außenministers meint sein zu müssen?
Rene Lima
Sehr geehrter Herr Lima,
die Meldung über das Treffen des Dalai Lama mit Bundesministerin Wieczorek-Zeul erreichte mich während politischer Gespräche in China. Ich reise seit vielen Jahren in die Region und konnte diesmal eine echte Öffnung und steigende Dialogbereitschaft feststellen. Nach Bekanntgabe des Termins eines Regierungsmitgliedes mit dem Dalai Lama war die Atmosphäre komplett verändert. Bereits Erreichtes - z.B. hinsichtlich der Unterstützung für die Opfer der Unwetterkatastrophe in Birma - stand erneut in Frage.
Ich unterstütze das Vorgehen der chinesischen Regierung in Tibet selbstverständlich nicht. Eine Verbesserung der Situation für die Menschen ist aber nur im Dialog zu erreichen-- im Dialog mit den Verantwortlichen, also auch mit der chinesischen Regierung. Mindestens genauso wichtig ist die Aufnahme von Gesprächen zwischen der chinesischen Regierung und den Vertretern des Dalai Lama, die wir sehr befürworten.
Wir können uns unsere Gesprächspartner nicht immer aussuchen. Konfrontation führt nach meiner Erfahrung nicht zum Ziel.
Mit freundlichen Grüßen
Walter Kolbow