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Frage von Bernhard R. •

Frage an Walter Kolbow von Bernhard R. bezüglich Senioren

Egal ob Rentenerhöhung oder frühzeitigere Rentenbeitragssenkung - irgend etwas passt nicht. Meiner Generation (geb. 1958) wird seit den 90er Jahren vermittelt, dass wir nur noch mit einer nicht mehr auskömmlichen Grundrente rechnen könnten (eine der wenigen Politikeraussagen die höchstwahrscheinlich zutreffen wird) - auch nicht nach der inzwischen verlängerten Lebensarbeitszeit. Von solchen Voraussetzungen gingen wir beim Berufseinstieg nicht aus, und sind nun der Zeit beraubt, um eine zusätzliche Vorsorge aufzubauen. Nun frage ich mich, wie heutzutage noch Rentengeschenke gemacht werden können, wenn schon in 15 Jahren eine wesentlich unter dem heutigen Standard liegende Grundrente angesagt ist? Das müsste eigentlich zur Folge haben, dass die jetzigen Renten zumindest eingefroren werden, die Realrenten im Zuge der Inflation also abnehmen. Unsere Generation sollte also auf die Barrikaden gehen, nicht die jetzigen Rentner. Nur sind wir anscheinend zu beschäftigt mit unserer Arbeit und uns selbst, als dass wir wach werden.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Roschlau,

vielen Dank für Ihre Frage, die sich mit der vom Kabinett beschlossenen Rentenerhöhung beschäftigt. Den entsprechenden Gesetzentwurf („Rentenanpassung 2008“, BT-Drs. 16/8744) hat der Deutsche Bundestag inzwischen in 1. Lesung beraten.

Grund für die geplante Rentenerhöhung ist, dass die Rentnerinnen und Rentner bislang vom wirtschaftlichen Aufschwung und den steigenden Löhnen nicht profitieren konnten. Die Renten sind in den vergangenen drei Jahren nicht gestiegen. Auch zum 1. Juli 2008 wäre nach geltendem Recht nur eine Rentenerhöhung um 0,46 % möglich. Es gibt Berechnungen, nach denen die Bezüge der Rentnerinnen und Rentner in den vergangenen 5 Jahren real um 8,5 % gesunken sind. Es ist nun vorgesehen, die Renten ab dem 1. Juli 2008 um 1,1 % zu erhöhen. Dies kann aufgrund der positiven Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation ohne Anhebung der Beitragssätze geschehen. Auch die langfristigen gesetzlichen Beitragsobergrenzen werden eingehalten. Der Rentenerhöhung steht also keine Belastung der Beitragszahler gegenüber.

Sie führen zu Recht an, dass Ihre Generation im Zeitpunkt des Berufseinstieges noch von der Sicherheit der Renten ausging. Die Notwendigkeit zusätzlicher privater Vorsorge war nicht ausreichend bekannt. Es ist ein Verdienst Gerhard Schröders, die Menschen auf die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf unsere sozialen Sicherungssysteme aufmerksam gemacht zu haben. SPD und Grüne haben außerdem Instrumente geschaffen, die den Aufbau einer Zusatzrente (in Ergänzung zur gesetzlichen) ermöglichen und vereinfachen, diese Instrumente sind nach Alter gestaffelt und berücksichtigen so die im Arbeitsleben verbleibende Zeit, in die private Vorsorge zu investieren.

Gesamtgesellschaftlich betrachtet muss uns an einem gerechten Interessenausgleich der Generationen gelegen sein. Dies erfordert gegenseitige Rücksichtsnahme. Ein „Alt gegen Jung“, wie es teilweise propagiert wird, können und dürfen wir uns nicht leisten.

Mit freundlichen Grüßen
Walter Kolbow