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Walter Altvater
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Frage von Thomas K. •

Frage an Walter Altvater von Thomas K. bezüglich Umwelt

Guten Tag Herr Altvater!

Ich habe Ihren Rat befolgt und mich auf der Internetseite der Grünen umgesehen. Dort fand ich zwar einiges zur Förderung von Sonnen- und Windenergie und auch zu Bio-Treibstoff, aber nichts zu dem von mir angesprochenen Thema der Alternativen zum Benzin-Verbrennungsmotor. (Denn Bio-Treibstoff gibt es bislang nur für Diesel-Autos, soviel ich weiß.)

Deshalb noch eine konkretere Frage: Wie genau stellen sich die Grünen eine umweltfreundliche Alternative zu den heutigen Benzin-Motoren vor, und was beabsichtigen die Grünen konkret zu unternehmen, damit diese Alternativen trotz des Desinteresses der Wirtschaft auch wirklich auf breiter Front eingeführt werden?

Solange das nämlich nicht geschieht, kann die sogenannte Öko-Steuer keinen ökologischen Nutzen bringen, und es drängt sich der Verdacht auf, daß eine Alternative auch von der Regierung gar nicht wirklich gewollt ist, weil man auf die gute Einnahmequelle nicht verzichten möchte.

Freundliche Grüße,
Thomas Kreft

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo Herr Kreft,

die von Ihnen geforderten Alternativen erfindet nicht die Politik, sondern kreative Menschen überall im Land. Ich bin zum Beispiel im Wahlkampf mit Leuten unterwegs, die ihre Dieselfahrzeuge so umgerüstet haben, dass sie mit Rapsöl oder jedem anderen Salatöl z.B. von ALDI (deswegen nicht mit Biodiesel verwechseln, Biodiesel ist z.B. Rapsöl, das man in einem chemischen Verfahren verestert hat), fahren können.
Das hört sich vielleicht erstmal verrückt an, aber es funktioniert. Und ich kenne inzwischen ein paar Unternehmer in der Region, die ihre Lastwagen so umgestellt haben oder umstellen werden. In der Südwestpfalz gibt es einen landwirtschaftlichen Maschinenring, der auf Rapsöl setzt. Andererseits arbeitet die chemische Industrie bei uns in der Region an Wasserstoff als möglichen Antrieb für künftige Autos. Wobei gerade die Industrie oft zum Jagen getragen werden muss. Aus diesem Grund setzen wir auch sehr auf die Initiative der vielen Bastler und Tüftler, weil die am Ende auch der Grossindustrie Dampf machen werden.

Es ist nicht unser Job zu entscheiden, was die Technologie der Zukunft ist. Es ist unser Job all den Tüftlern, Bastlern und Ingenieuren, die Neues probieren, so gut wir können zu helfen. Wir haben erreicht, dass normalem Treibstoff Biodiesel zugemischt wird. Dadurch entstehen neue Produktionsverfahren und -anlagen. Manches wird sich bewähren, anderes nicht. Der ganze Bereich der regenerativen Energien zur Stromerzeugung von Wind, über Solar bis zur Biomasse führt nicht zuletzt zur Substitution von Öl und Gas.
Im übrigen machen Sie einen grossen Fehler, wenn Sie alle Probleme in der Ökosteuer sehen. Es ist seit langem bekannt, dass in diesem oder dem nächsten Jahrzehnt die Ölvorräte ihren Zenit erreichen. Praktisch heisst das: Bei steigendem Verbrauch und geringeren Vorräten wird das Öl immer teurer. Wir waren uns klar, dass diese Entwicklung kommt. Und wir wollten und wir wollen immer noch, dass dieses Land sich früher und besser auf diese Herausforderung einstellt als andere. Die von Ihnen verlangte Reihenfolge: Erst müssen die Alternativen da sein und dann dürfen die Preise höher werden ist einfach nicht realistisch. Es war auch in den 80iger oder 90iger Jahren schon klar, dass solche drastischen Preissteigerungen, wie wir sie derzeit erleben, kommen werden. Allerdings waren damals die Ölpreise vorübergehend vergleichsweise niedrig.
In dieser Situation war es wichtig, allen Bürgern klar zu machen, dass langfristig der Trend nach oben geht und wir uns diesem Trend stellen müssen. Inzwischen ist dieser erwartete und befürchtete Trend da. Aus diesem Grund haben wir auch beschlossen, dass wir weitere Erhöhungen der Ökosteuer ausschliessen. Wenn es aber die letzten 7 Jahre diese Steuer nicht gegeben hätte, hätten viele ihr Haus nicht gedämmt, sich Spritschlucker statt Sparautos gekauft, wären keine Alternativen gesucht worden. Natürlich haben viele, vor allem solche die sich von FDP, CDU und "BILD" ein X für ein U haben vormachen lassen, sich trotzdem Spritschlucker gekauft, ihre Häuser nicht besser gedämmt, sondern nur neu verputzt usw. Und jetzt ist der Jammer gross. Jetzt daraus aber eine "Benzinwut" gegen Jürgen Trittin destillieren zu wollen, wie das derzeit die "BILD"-Zeitung tut, ist gleichermassen schäbig wie verantwortungslos. Man muss jedem die Wahrheit sagen und die lautet ganz einfach: Nur wer guckt, wie er seinen Energieverbrauch senken kann, handelt richtig.

Gruss

Walter Altvater