Täglich fahren tausende steuerfinanzierter Sitzplätze im Nahverkehr leer duch die Republik. Ist eine erste Klasse im Nahverkehr noch sinnvoll und wirtschaftlich, oder kann darauf verzichtet werden?

Sehr geehrter Herr S.,

zuständig für dieses Anliegen sind die Träger des Regionalverkehrs. Dennoch möchte ich zwei Punkte Ihres Anliegens kurz aufgreifen: In einem doppelstöckigen Regionalzug entfällt regelmäßig nur in einem Waggon ein Bruchteil der Sitzplätze auf die erste Wagenklasse. Diese richten sich insbesondere an diejenigen Fahrgäste, die den Zug auch als Arbeitsort nutzen wollen und deshalb einen erhöhten Tarif für die Wahrscheinlichkeit auf einen hierfür geeigneten Platz zahlen. Damit ist die Bahn auch für all jene Fahrgäste attraktiv, die beruflich oft reisen oder längere Strecken pendeln müssen und bietet neben der Umweltfreundlichkeit einen entscheidenden Vorteil gegenüber häufigen und langen Fahrten mit dem privaten Pkw. Eine Abschaffung der 1. Klasse im Nah- und Regionalverkehr bietet also nur wenig Potential für mehr Beförderungskapazität, wäre aber verbunden mit dem Nachteil, dass gerade für viele Vielfahrer die Bahn weniger attraktiv würde.

Ferner besteht in sehr vollen Zügen immer die Möglichkeit, mit der ausdrücklichen Zustimmung des Zugbegleitpersonals freie Plätze in der ersten Wagenklasse einzunehmen. Dies stellt einen wichtigen Mechanismus dar, der es dem Personal erlaubt, gerade für ältere oder körperlich beeinträchtigte Personen, Schwangere oder Familien mit Kleinkindern auch in einem vollen Zug Plätze vorzuhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Wissing