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Volker Wissing
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Frage von Peter P. •

Ist für sie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein zentraler Hebel für sozialverträgliche, nachhaltige Verkehrs- und Mobilitätswende und welche konkreten Maßnahmen sehen sie als unausweichlich an?

Sehr geehrter Herr Wissing, wie wollen sie erreichen, dass der öffentliche Verkehr als ein System wahrgenommen wird dessen unzählige Puzzlestücke(Bahnfern, -regionalverkehr, Busverkehr, Nahverkehr, Flugverkehr, Schiffsverkehr usw.) und all ihre Kombinationen zusammenpassen und von den Menschen als solches auch erlebt werden, z.B. als bundesweites Tarifsystem in dem Deutschlandweit Tür-zu-Tür-Fahrkarten angeboten und verkauft werden, einschließlich Nahverkehr; Bundesweites Verleihsystem für Fahrräder, E-Roller usw. und das problemlose Umsteigen auf andere Verkehrsträger bei Problemen (z.B. Verspätungen oder Ausfall) und wie wollen sie dazu die Fahrgastrechte konkret stärken unabhängig vom Verkehrsträger?

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Sehr geehrter Herr P.,

 

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

 

Ein starker ÖPNV ist ein zentraler Baustein der Daseinsvorsorge und Voraussetzung für gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Er ist zudem unabdingbar für das Erreichen unserer Klimaziele. Deswegen hat die Bundesregierung den ÖPNV zu einem Schwerpunktthema dieser Legislaturperiode gemacht. Wir werden die Infrastruktur ausbauen und modernisieren und Rahmenbedingungen für vielfältige Mobilitätsangebote in Stadt und Land weiterentwickeln. Es ist unser Ziel, die Fahrgastzahlen des ÖPNV deutlich zu steigern und Menschen dazu zu bewegen, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen.

 

Um langfristig mehr Menschen für den ÖPNV zu begeistern, brauchen wir einen deutlich komfortableren und attraktiveren Nahverkehr. Im Zentrum der Überlegungen müssen die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden stehen.

 

Die Einführung des 9-Euro-Tickets bietet uns die Chance zu prüfen, inwieweit der Preis die Einstiegshürde für den ÖPNV ist oder es auf attraktivere Angebote ankommt. Wir werden in den kommenden Monaten wichtige Erkenntnisse gewinnen und können unser ÖPNV-Angebot anschließend entsprechend ausrichten.

 

Ich habe den Ländern eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe vorgeschlagen, um u.a. über Qualitätskriterien, Mindeststandards und Verbundstrukturen zu beraten. Wir haben vereinbart, dass sie bis zur Verkehrsministerkonferenz im Herbst einen konkreten Maßnahmenkatalog für einen Ausbau- und Modernisierungspakt vorstellt. Danach werden wir über die Finanzierung des Angebots sprechen und zu einer gemeinsamen Lösung kommen.

 

Klar ist: Das Angebot muss insgesamt verständlicher, einheitlicher und damit kundenfreundlicher werden. Dazu gehören auch einheitliche Tarife und Verkehrsverbund-übergreifende Angebote. Menschen leben nicht in Tarifzonen, sie wollen von A nach B. Deswegen sollten wir den ÖPNV stärker über den eigenen Zweckverband hinaus denken. Viele kleine Verbünde, die miteinander Abstimmungen über Tarife treffen müssen, kommen nicht so schnell voran wie ein großer Verbund. Wir müssen den ÖPNV von den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden und nicht von unseren Strukturen im Nahverkehr aus denken. Teil dieser Kundenorientierung können z.B. Nahverkehrs-Apps sein, für die Verbände und Unternehmen Kundendaten untereinander verfügbar machen müssen.

 

Neben der Reform des ÖPNV müssen wir die Verzahnung verschiedener Verkehrsträger forcieren und neue innovative Angbeote in das Nahverkehrssystem integrieren. So gibt es inzwischen etwa Pilotprojekte, bei denen Carsharing-Fahrzeuge ferngesteuert zum Kunden kommen. Darüber hinaus fördert die Bundesregierung auch die Intermodalität im Flugverkehr. Das heißt: die Kombination des Luftverkehrs mit den anderen Verkehrsträgern, dort wo es im Interesse von Klimaschutz und Reisenden ist. Eine konkrete Maßnahme kann hierbei die Verlagerung insbesondere von Kurzstreckenflügen auf die Bahn sein. Auch der Radverkehr bietet enorme Potenziale mit Blick auf intermodale Schnittstellen zum Schienenverkehr. Hier benötigen wir eine Infrastruktur - also zum Beispiel Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen -, die zum Radfahren sowie zur Nutzung des ÖPNV einlädt, die lückenlos ist und möglichst ganzjährig sowie einfach genutzt werden kann und eine steigende Nachfrage berücksichtigt. Intermodalität - auch in anderen Bereichen - ist der große Hebel, um wirklich jeder und jedem das optimale Mobilitätsangebot bieten zu können.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Wissing, MdB

 

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