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Volker Wissing
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Frage von Mike W. •

Frage an Volker Wissing von Mike W. bezüglich Finanzen

Altersvorsorge in Eigenregie

Guten Tag Herr Wissing,
mich interessiert, warum die Altervorsorge in Deutschland so schwierig ist.
Aktien- und Fondsvermögen wird vollständig ohne Spekulationsfrist besteuert, auch wenn die Gewinne unterhalb der Inflationsraten liegen.
Es gibt geförderte Riester-, Rürupgeschichten, die allerdings von den Banken als willkommene Einkommensquelle gesehen werden. Entsprechend hoch sind die Kosten und dadurch beschämend gering die Kapitalrendite. Diese Pläne lohnen sich aufgrund der Kapitalgarantie und hohen Bankprämien oft nur gerade deshalb, weil der Staat hinzugibt.

Eigenvorsorge wird hingegen nicht gefördert und durch (international) hohe Kapitalertragssteuern ohne Spekulationsfristen behindert.

Warum gibt es nicht wie in vielen anderen Ländern wie z.B. USA spezielle Konten, innerhalb derer Anleger bis zur Entnahme im Rentenalter Beträge frei bzw. bestimmten Bedingungen anlegen können? 401(k), IRA, Roth IRA usw.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Wissen,

vielen Dank für Ihr Frage vom 18. November 2011.

Letzte Woche hat die Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung e.V. eine Studie zur Riester-Rente veröffentlicht. Dieser Studie zufolge muss jemand, der mit 35 Jahren einen Riester-Vertrag abschließt, rund 109,4 Jahre alt werden, um eine Verzinsung der eingezahlten Beiträge in Höhe von 2,5% zu erreichen. Eine Verzinsung in Höhe von 5% ist mit der Riesterrente dagegen nicht realisierbar(Siehe auch SPIEGEL: Nr. 47/2011, Seite 93). Zu Ihrer Information habe ich Ihnen die Studie beigefügt.

Die Riesterrente ist vor allem auch deshalb so wenig lukrativ, da sie eine vollständige Absicherung des eingezahlten Geldes sowie der staatlichen Zulagen gewährleisten soll. Die damalige rot-grüne Bundesregierung wollte das Verlustrisiko und damit auch das Risiko einer Altersarmut aufgrund einer verspekulierten Altersvorsorge minimieren. Die hohen politischen Anforderungen führen zu hohen Kosten und damit auch zu geringeren Renditen. Nach den Erfahrungen mit den jüngsten Verlusten von Privatanlegern zum Beispiel bei der Hypo Real Estate oder der Pleite der US-Bank Lehman Brothers, halte ich es für nachvollziehbar, dass die Politik bei der staatlich geförderten Altersvorsorge der Sicherheit der Anlage gegenüber einer hohen Rendite Vorrang einräumt.

Als Liberaler würde ich prinzipiell ein freieres System der Alterssicherung bevorzugen, ähnlich auch der von Ihnen vorgeschlagenen Vorsorgekonten. Die Bürgerinnen und Bürger könnten auf diese Weise, individuell eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Versorgung aufbauen, müssten dafür aber eventuell auch ein höheres Verlustrisiko in Kauf nehmen. Neben der Riester-Rente ein weiteres System der privaten Altersvorsorge, halte ich aus Kostengründen für nicht möglich.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing, MdB

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