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Volker Wissing
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Frage von Otmar N. •

Frage an Volker Wissing von Otmar N. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sind Ein-Euro-Jobs sinnvoll ?

Viele Bezieher von Hartz IV machen gern einen Ein-Euro-Job; das ist auch verständlich, denn von Hartz IV kann man kaum leben. Durch diesen Ein-Euro-Job hat man 150 Euro mehr im Monat, das macht viel aus bei einem Regelsatz von 359 Euro. Dennoch; ohne langjährige Rentenversicherung ist später die Rente so gering, das sie wiederum durch Sozialhilfe aufgestockt werden muss. Vor allem im Bereich Gartenbau fallen reguläre Arbeitsplätze bei Städten, Gemeinden und Kirchen weg; zu befürchten ist: zugunsten von Ein-Euro-Jobs.

Was kostet nun ein lediger Ein-Euro-Jobber den Staat? Der Regelsatz beträgt 359 Euro, dazu kommt die Miete von ca. 350 Euro, dazu der Mehraufwand für die Arbeit von 150 Euro. Das sind zusammen 859 Euro. Ferner zahlt der Staat an den Träger 261 Euro, das er den Arbeitslosen für sich arbeiten läßt.

Zusammen kommen also mindestens 1120 Euro pro Monat an Kosten, dazu kommen noch die Kosten für die Krankenversicherung. Bei einer versicherungspflichtigen Festanstellung mit nur 30 Wochenstunden, käme der Arbeitnehmer nach Tarif im Gartenbau brutto auf 1339 Euro monatl. Wovon 69 Euro als Steuern und 274 Euro in die Sozialkassen zurück fließen. Ferner müßte der Arbeitgeber seinen Anteil an Sozialleistungen zahlen, die aber auch zurück fließen, so das sie hier unberücksichtigt bleiben können. Unterm Strich bedeutet das: der Ein-Euro-Jobber kostet den Staat mehr als eine regulär beschäftigte Arbeitskraft. Der Arbeitnehmer hätte letztendlich auch selbst mehr in der Tasche als mit Hartz IV plus 150 Euro, der Nettolohn wäre nämlich 996 Euro, also 137 Euro mehr als mit Hartz IV Zudem würde ein Rentenanspruch erworben und die Krankenkasse bezahlt!!

Diese Beispielrechnung zeigt, das es bessere Wege geben muß als Ein-Euro-Jobs.

Quelle @)) Pastor Johannes Treblin

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Nickolay,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 28. Januar 2011.

Das Ziel der so genannten Ein-Euro-Jobs bestand ursprünglich darin, Menschen, die keine Arbeit finden, über eine staatlich finanzierte Beschäftigung den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt zu verhelfen. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass dies in einem nur sehr geringen Maße gelingt. Aus diesem Grund sind die Bundesagenturen für Arbeit dazu übergegangen, das Angebot von Ein-Euro-Jobs deutlich zu reduzieren (Quelle: FTD, 01.02.2011 http://www.ftd.de/politik/deutschland/:kritik-an-statistiktricks-agenturen-kappen-1-euro-jobs/60006293.html ). Hinzu kommt, dass durch den wirtschaftlichen Aufschwung zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten entstanden sind, so dass die Bundesagentur für Arbeit ihre arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen reduzieren kann.

Ein-Euro-Jobs sind bestimmt keine Ideallösung, Arbeitslosigkeit lässt sich nur sehr bedingt auf staatlichem Wege beseitigen. Der wichtigste politische Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist eine wachstumsorientierte Politik, welche die Entstehung neuer Arbeitsplätze begünstigt. Das zeigt auch der deutliche Rückgang der Arbeitslosigkeit seit Beginn der christlich-liberalen Koalition.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Volker Wissing, MdB

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