Frage an Volker Wissing von Marian V. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Dr. Wissing.
Prof. Dr. Sinn ist nicht nur Chef des ifo-Instituts, sondern seit vielen Jahren auch Aufsichtsratsmitglied der HypoVereinsbank ( http://ar06.hvb.de/hvb/de/corpgov/board/ ).
Im Artikel von SZON vom 10.10.2008 ist folgendes zu lesen ( http://www.szon.de/news/wirtschaft/aktuell/200810100785.html?_from=rss ):
Der mittlerweile abgelöste Chef des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate hat sich aus Sinns Sicht trotz der beinahe-Pleite des Unternehmens nichts vorzuwerfen. «Ich sehe nicht, wo Herr Funke einen Fehler gemacht haben soll. Er hat das Kreditportfolio der alten Hypobank, das voll von faulen Immobilienkrediten aus den neuen Bundesländern war, verwalten müssen», erklärte der ifo-Präsident. «Es war immer klar, dass das eine äußerst gefährliche Sache war. Es ist nun einmal so, dass ein Unternehmen mit Risiken hantieren muss und dass dabei auch manches schiefgehen kann.»
Warum ist im Rahmen des 2. Untersuchungsausschusses zur Rettung der HRE immer wieder zu hören, dass die Pleite der HRE eher mit der Pleite von Lehman Brothers und weniger mit den Schrottkrediten der HVB, die die HRE übernommen hatte, zu tun hat?
Prof. Dr. Sinn müsste es doch besser wissen, als manche Obfrau im Untersuchungsausschuss.
Oder sehe ich hier etwas falsch?
Sehr geehrter Herr Vesely,
vielen Dank für Ihre Frage vom 11.08.2009.
Die Behauptung, Lehman sei der Grund allen Übels bei der HRE, ist mehrfach widerlegt worden. Herr Sanio hat in seiner Vernehmung vom 30.07.2009 vor dem Untersuchungsausschuss erklärt, dass die HRE mit der Übernahme der DEPFA plc „in der Falle“ saß. Das Geschäftsmodell der DEPFA habe in dem Marktumfeld der Finanzkrise nicht funktioniert. In diesem Zusammenhang sei Lehman dann nur noch der „K. o. eines angeschlagenen Boxers“ gewesen. Ähnlich äußerte sich auch der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende der Hypo Real Estate Holding AG, Michael Endres. Danach sei es falsch zu sagen, dass die HRE „nur durch die Lehman-Pleite in Schwierigkeiten geraten ist – das war nur der Anlass“ (dpa-Meldung vom 19.07.2009, 11:35 Uhr). Damit nicht genug – Endres erklärte darüber hinaus, „die Bank habe ganz klar ein Solvenzproblem“ (dpa-Meldung a.a.O.).
In der Onlineausgabe der Financial Times Deutschland ist zudem am 10.08.2009 ein lesenswerter Artikel zur „deutschen Lehman-Lüge“ erschienen ( http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Investmentbanken-Die-deutsche-Lehman-L%FCge/551263.html?mode=print ).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Volker Wissing, MdB