Frage an Verena Häggberg von Stefan B. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrte Frau Häggberg.
die ödp ist meines Wissens eine Abspaltung aus den Gründerjahren der Grünen um Herrn Gruhl, der den damaligen linken Kurs der Partei nicht mittragen wollte. Die Grünen selbst haben sich jedoch im laufe der Jahre sehr angepasst und haben sich in die konservative Mitte entwickelt. Deutlich zu sehen auch an den vielen schwarz-grünen Bündnisse. Soziale Fragen stehen für die Grünen nicht länger im Mittelpunkt. Wo genau sehen Sie heute noch die Unterschiede zu den Grünen, gerade in sozialen Fragen? Halten Sie eine kandidatur zweier ökologischer Parteien nicht für kontraproduktiv?
Viele Grüße
Stefan Bürger
Sehr geehrter Herr Bürger,
die Entstehungsgeschichte von Grünen und ödp hängt eng zusammen. Ende der Siebziger wurde klar, dass der Umweltschutz nicht allein durch NGOs zu gewährleisten war und die etablierten Parteien dem Thema wenig Beachtung entgegenbrachten. 1977/78 gab es daher die ersten "grünen Listen Umweltschutz" in verschiedenen Bundesländern auf Landesebene.
Im Juni 1978 trat der cdu Abgeordnete Gruhl daraus aus und gründete (mehr oder weniger ohne Absprache) die "Grüne Aktion Zukunft" (gaz), um eine bundesweite Bewegung daraus zu machen. Sie war die erste bundesweite Partei mit ökologischen Programm, dem "Grünen Manifest". Das Medienecho war groß, aber der Wahlerfolg gering. Die "grünen Listen" blieben bestehen. Daneben gab es auch Leute, die der Parteiwerdung der Bewegung grundsätzlich ablehnend gegenüberstanden. Gruhl sagte damals: "Meine Absicht, mit der Gründung einer Bundespartei die Zersplitterung der ökologischen Kräfte zu vermeiden, war nicht geglückt, und der erste Schwung, der uns hätte weiter tragen müssen, bereits verebbt." 1978 versuchte man mit "Sonstige Politische Vereinigungen. Die Grünen" eine erneute Einigung. Dabei waren einige "grüne Listen", die gaz u.a. Einer der drei Sprecher war Gruhl. Sein Mandat wurde auf der Gründungsveranstaltung der "grünen" im Januar 1980 verlängert. Die Gründungsgruppen blieben zunächst bestehen.
Die neue Partei zog nun viele junge Leute mit linken, teilweise extrem linken Ideen an, die wohl teilweise die Grundlagen des Staates (wie z.B. das Gewaltmonopol) in Frage stellten. Viele davon wollten eine soziale Revolution, keine ökologische. Gruhl sah darin eine Vernachlässigung der eigentlichen Inhalte und die Gefahr der Radikalisierung. Deshalb versuchte er nun, die immer noch existente gaz wieder zu beleben. Der Streit innerhalb der (ja nun gegründeten) grünen ging trotzdem weiter. Der endgültige Bruch war im März 1980. Gruhl: "Es geht nicht um links oder rechts, sondern zu welcher Sichtweise wir uns entschlossen haben. Und die Sichtweise des Seins ist hier im Saal [des grünen Gründungsparteitags] nicht genügend vertreten; der Habenmodus hat gesiegt." Übriggeblieben ist eine lose Fusion der einzelnen Gruppen, die "Grüne Föderation", die bis 1982, dem Gründungsjahr der ödp bestand.
Man kann also nicht wirklich sagen, dass die ödp eine Abspaltung der Grünen ist, auch wenn sie später gegründet wurde. Es gab ein jahrelanges, gemeinsames Ringen.
Heute sind beide Parteien über diese Anfangssituation hinaus gewachsen. Die Grünen sind nicht linksradikal, die ödp hat nichts mit der cdu zu tun. Ich sehe die ödp heute eher als die "wahren Ökologen", denn die Grünen machen meiner Ansicht nach zu viele opportunistische Kompromisse. Vielleicht können wir für die grünen sein, was die Linke für die spd ist: Das schlechte Gewissen. Von daher ist eine zweite ökologische Partei sicher sinnvoll.
Herzlichst
Verena Häggberg