Frage an Verena Föttinger von Andreas S. bezüglich Naturschutz
Sehr geehrte Frau Föttinger,
Jedes Jahr verliert Deutschland Grün- und Ackerland an zusätzliche Siedlungs- und Verkehrsflächen, die zusammen so groß sind wie Frankfurt am Main. Weiterhin werden Naturflächen zu Neubaugebieten: Zur Zeit versiegeln wir in der Bundesrepublik Deutschland eine Fläche von 60 Hektar täglich, eine aus ökologischer Sicht verheerende Entwicklung, wenn wir an die elementare Bedeutung der Naturflächen für Biodiversität und Klimaschutz denken.
Ein besonderes Problem: Einerseits wird bezahlbarer Wohnraum dringend gebraucht, andererseits darf die Versiegelung weiterer Naturflächen für den Wohnungsbau aus ökologischen Erwägungen keine Option sein.
Meine Fragen in diesem Zusammenhang:
- Teilen Sie meine Ansicht, dass der sogenannte Flächenfraß nicht nur verlangsamt, sondern gestoppt werden muss?
- Sind Sie für die Erschwerung der Ausweisung von Neubaugebieten auf Naturflächen?
- Welche Maßnahmen und Ziele verfolgen Sie und Ihre Partei in diesem Zusammenhang?
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen,
A. S..
Sehr geehrter Herr Schönberger,
ich danke Ihnen für Ihre Frage zur Verkehrs- und Siedlungspolitik. Der
Flächenfraß muss ein Ende haben.
Natürflächen sind ein immer knapper werdendes Gut, das es zu schützen gilt.
Naturflächen sind wesentlich für die Artenvielfalt und den Klimaschutz wie
auch für die Naherholung.
Daher muss die Neuanlage von Verkehrs- und Siedlungsflächen massiv
eingeschränkt werden bzw. auf die Anlage von kurzen Wegen für Arbeit,
Grundversorgung und Erholung zielen.
Statt der immer weiteren Ausdehnung in die freie Fläche mit zunehmender
Zersiedelung der Landschaft und Versiegelung der Böden
befürworte ich die Innenentwicklung der Städte und Dörfer, die Nutzung und
Belebung alter Bausubstanz und von Brach- und Konversionsflächen.
Auch bereits versiegelte Flächen wie Parkplätze und eingeschössige Gewerbe-
und Bürogebäude müssen genutzt oder umgenutzt werden.
Eine qualitätsvolle Nachverdichtung von Siedlungsflächen ist gegebenenfalls
notwendig, darf aber nicht zulasten von Grün- und Aufenthaltsflächen gehen,
die für die Menschen wichtig sind.
Da ist wesentlich mehr Fantasie gefragt und entsprechende finanzielle
Förderung z.B auch für kompakte Bauweisen mit reicher Begrünung.
Ökologische Anforderungen müssen bei Flächennutzungs- und Bebauungsplänen
strikt eingehalten werden. Ausgleichsmaßnahmen müssen in räumlichem
Zusammenhang stehen.
Wir brauchen eine Bundesratsinitiative zur Nichtverlängerung des §13b
Baugesetzbuch, damit nicht weiter immer neue kleine Baugebiete ohne
Durchführung einer Umweltprüfung
ausgewiesen werden..
Es sollte verstärkt in die Debatte eingebracht werden, inwiefern sich die
Idee von Flächenzertifikaten ähnlich des Emissionsrechtehandels positiv auf
den Schutz von Naturflächen auswirken kann.
Was endlich ist - wie eben auch die Naturflächen - kann nicht weiter
unbegrenzt zur Verfügung stehen. Daher trete ich insgesamt ein für eine
Wirtschaft ohne Wachstumszwang.
Mit freundlichen Grüßen
Verena Föttinger