Frage an Verena Föttinger von Simon G. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Föttinger,
Der hohe Fleischkonsum hierzulande stellt eine erhebliche Belastung der Umwelt dar. Ihre Partei trägt den Umweltschutz im Namen. Von Seiten der Grünen bestehen Forderungen nach einem „Veggieday“ für Kommunen und öffentliche, bzw. private Einrichtungen. Meiner Meinung nach fühlen sich viele Wähler zu Recht von grüner Regulierungswut bevormundet. Das Etikett der „Verbotspartei“ verschreckt liberale Klientel. Wie stehen sie zu derartigen Vorschlägen und was kann die ÖDP tun, um für liberale und umweltbewusste Wähler interessant zu sein?
Mit freundlichen Grüßen,
Simon J. G.
Sehr geehrter Herr Grund,
zunächst bedanke ich mich für Ihr Interesse an diesem wichtigen
Thema.
Ich stimme Ihnen zu, dass es nicht darum geht, ständig neuen Bevormundungen der Bürger und Bürgerinnen Vorschub zu leisten. Die ödp setzt auf Eigenverantwortung und Subsidiarität und auf marktwirtschaftliche ökologisch-soziale Kritierien. Die von Ihnen kritisierte "Regulierungswut" zeichnet leider in zunehmendem Maß auch gegenwärtige Regierungspolitik aus, wobei grundsätzliche Herausforderungen wie etwa eine Regulierung der Großbanken, ein konsequenter Umbau der Energiewirtschaft auf 100% alternative Energien, Schutz der Regenwälder, Artenschutz u.a. insofern unbearbeitet bleiben, als kaum Fortschritte zu verzeichnen sind. So eignet sich der Vorschlag eines "Veggidays" höchstens als symbolischer Hinweis darauf, dass wir einen viel zu hohen Fleischverbrauch zu verzeichnen haben.
Ich bin aber ebenso wie Sie dagegen, den Menschen einen solchen Tag vorzuschreiben, obwohl ich selbst seit vielen Jahren Vegetatierin bin. Es handelt sich um eine grundsätzlichere Problematik. Der ständig gestiegene Fleischverbrauch in den letzten Jahren wäre nicht möglich geworden, wenn für die Ressource "Natur" und deren Verbrauch ein gerechter Preis bezahlt werden müßte, wenn wir die Rechte der Tiere achten würden und nicht in Kauf nähmen, dass die Urwälder, eine der wichtigsten Ressourcen der Erde, abgerodet werden, um Platz zu machen für den Anbau von Soja, das Kraftfutter in der Fleischerzeugung. Wir bekommen allzu oft Billigfleisch serviert, das von artwidrig gehaltener Intensiv- und Massentierhaltung stammt, nicht selten belastet mit Hormonen und Schadstoffen, eine Gesundheitsgefahr für die Verbraucher, die nicht hinnehmbar ist. Deshalb setzt sich die ödp dafür ein, dass wir in der Landwirtschaft zurückkehren zu einer Flächenbindung pro Großvieheinheit mit weitgehender Fütterung auf eigenbewirtschafteten Flächen. Agrarsubventionen für industrielle Fleischerzeugung müssen gestrichen werden. Finanzielle Anreize sind nötig für Betriebe, die naturverträglich wirtschaften, den Tierschutz umsetzen und die Artenvielfalt schützen.
Eine regionalisierte möglichst ökologische Landwirtschaft und damit eine Lebenmittelversorgung auf kurzem Wege ist zu fördern. Die ödp hat immer im Blick, dass es nicht auf eine kurzfristige Wohlstandsmaximierung weniger Menschen, sondern auf die Lebensqualität aller Menschen, auch künftiger Generationen ankommt. So setzt sie sich konsequent dafür ein, dass natürliche Lebensgrundlagen geschützt und die begrenzt verfügbaren Ressourcen effizient und sparsam genutzt werden. Das kann auch Befreiung von Überfluss bedeuten. Vielleicht sind in Zukunft immer mehr Menschen freiwillig bereit, öfter auf Fleisch zu verzichten, wenn sie sich die wahren "Kosten" bewußt machen.
Ich grüße Sie herzlich
Verena Föttinger