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Verena Föttinger
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Frage von Johannes G. •

Frage an Verena Föttinger von Johannes G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Föttinger,

was bedeutet für sie Bildungsgerechtigkeit und wie ließe sich das momentane Bildungssystem in Baden-Württemberg noch verbessern?

Mit freundlichen Grüßen,
Johannes Grundberger

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Grundberger,

ich danke Ihnen für Ihr Interesse an meiner Kandidatur und bin gerne bereit, Ihre Frage zur Bildungspolitik zu beantworten.

Zunächst muß betont werden, dass Bildungsgerechtigkeut schon in der Familie ansetzt. Wenn immer mehr Familien in Deutschland um ihr Existenzminimum kämpfen müssen, obwohl sie bereit sind, Kinder zu erziehen, die für die Zukunft der gesamten Gesellschaft von hoher Bedeutung sind, ist das ein Skandal. Diese Familien brauchen mehr Unterstützung, um ihrer Aufgabe gerecht werden zu können. Es ist ein Irrweg, staatliche Kleinkinderziehung als Königsweg anzusehen. Besser wäre, mit einem Erziehungsgehalt die Erziehungsleistung der Eltern als Leistung zu würdigen und sie zu befähigen, den Kindern vor allem im bindungs- und bildungssensiblen Kleinkindalter genügend Zuwendung und Zeit zu schenken. Es ist eine eklatante Ungerechtigkeit, dass besser verdienende Eltern vom jetzigen Elterngeld am meisten profitieren.

Was das Bildungssystem an sich angeht, ist zu betonen, dass die Kindergartenzeit nicht mit Bildung und ständiger Bewertung der Kinder überfrachtet werden darf. Kinder brauchen eine "unbeschwerte" Zeit, um schöpferisch und erfinderisch sein zu können. Sie dürfen nicht schon im frühesten Alter verzweckt werden.

Bildungsgerechtigkeit bedeutet auch, einen möglichst wohnortnahen Schulbesuch, kostenfreie Schülerbeförderung und echte Lernmittelfreiheit zu ermöglichen.

Spezielle Hilfen, um Sprach- und Lernbarrieren frühzeitig abzubauen, sind nötig, was aber nicht bedeutet, deshalb ein verpflichtendes Kindergartenjahr für alle einzuführen. Dies wäre ein weiterer Baustein, Eltern zu entmündigen und ihnen das Recht auf die Erziehung ihrer eigenen Kinder abzusprechen, dafür aber eine möglichst umfassende staatliche Erziehung zu gewährleisten. Was wir dagegen brauchen, ist eine längere gemeinsame Lernzeit bis zur 6. Klasse und einen leichteren Schulartwechsel. Damit kann auf die individuelle Entwicklung der Kinder mehr Rücksicht genommen werden. Im bisherigen 3-gliedrigen Schulsystem ist die durch die Grundschulempfehlung festgelegte Schullaufbahn zu stark zementiert. Ich setze mich dafür ein, dass die Entscheidung über die weiterführende Schule nach Beratung bei den Eltern liegen soll.
Die Wiedereinführung des 9-jährigen Gymnasiums gibt mehr Kindern die Chance, das Abitur zu machen auch ohne teuer bezahlten Nachhilfeunterricht und kann einer Aushöhlung der staatlichen Schullandschaft entgegenwirken. Es ist ein schlechtes Zeichen für die staatlichen Schulen, dass immer mehr gutbemittelte Eltern ihre Kinder in Privatschulen schicken, weil sie sich davon bessere Karrierechancen ausrechnen. Es geht nicht nur um Eliteförderung, sondern um eine gleichwertige Unterstützung aller Bildungswege.

Mit familienfreundlichen und ökologischen Grüßen

Verena Föttinger