Frage an Vera Lengsfeld von E. Willi R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Lengsfeld,
Sie befürworten das bedingungslose Grundeinkommen. Sind Sie der Meinung, daß die Menschen für eine derartige Lösung reif sind bzw. wann - glauben Sie - werden sie es sein?
Wozu brauchen dann Menschen sich noch anzustrengen, nicht nur einfach etwas, was ihnen Spaß macht, sondern auch das, was gebraucht wird (und vielleicht manchmal keinen Spaß macht) zu lernen?
Die Fragen in dieser Richtung ließen sich weiter spinnen.
Werden nicht Menschen, wenn sie aus irgendeinem subjektiven oder objektiven Grund nicht ihren Traumjob bekommen, lieber gar nichts machen? Einkommen und Rente sind ja sicher.
Werden sich Menschen nicht fragen, warum sie arbeiten, während andere aber für das gleiche Geld nichts tun?
Was wird mit den Arbeitskräften, die dann überflüssig sind, weil ihre Arbeitsplätze nicht mehr nötig sind?
Und schließlich: wie soll das Ganze finanziert werden? Herr Werner meint, durch Steuern. Steuereinnahmen fließen aber nur, wenn Einkommen erzielt und Umsätze getätigt werden.
Werden Waren, die mit einem die Kosten des bedingungslosen Grundeinkommens deckenden Steuersatz belastet werden, noch erschwinglich sein?
Werden Menschen noch Eigentum und Vermögen anhäufen, auf das sie dann Steuern zu zahlen hätten, z.B. Vermögens-, Grund-, Erbschafts- oder "Reichen"steuer, wenn das nicht mehr notwendig ist?
Ist also das bedingungslose Grundeinkommen nicht ähnlich dem Kommunismus vor allem eine schöne Utopie, mit der man Menschen die Sinne vernebelt?
Lieber Herr Rehdanz,
das bedingungslose Grundeinkommen ist nur machbar, wenn es tatsächlich nicht mehr als das Notwendigste abdeckt. Es muss deutlich unter den Löhnen liegen, die für Arbeit erzielt werden. Es darf keine Ausnahmetatbestände geben, die der Steigerung des Lebensstandards dienen. Jugendliche können , abgesichert durch das Grundeinkommen eine Lehre machen oder studieren, ohne auf Eltern oder Bafög angewiesen zu sein. Ich bin ganz sicher, dass die allermeisten Menschen sich für Arbeit entscheiden, weil die nicht nur Einkommen, sondern auch Lebenssinn bedeutet. Ich halte das Ganze für finanzierbar, weil die gesamte teure Transferleistungsbürokratie wegfällt. Nach dem Modell von Dieter Althaus, das ich für sehr ausgereift halte, wird das Grundeinkommen als Freibetrag in die Steuerkarte eingetragen. Es gibt dann zwei Steuerklassen, für Leute, die den gesamten Betrag eintragen lassen, oder nur die Hälfte.
Von diesem Grundeinkommen geht kein Heilsversprechen aus, dem ich sowieso misstraue, sondern es ist die Konsequenz aus dem wachsenden Reichtum der Gesellschaft, die es sich leisten kann, die Grundbedürfnisse ihrer Bürger sicherzustellen, ohne dieselben von sich abhängig zu machen.
Mit herzlichen Grüßen!
Vera Lengsfeld