Frage an Vasco Schultz von Dr. Hans K. bezüglich Bildung und Erziehung
1. Welche Bedeutung hat für Sie und Ihre Partei die Pflege und Förderung der deutschen Sprache als kulturpolitische Aufgabe?
2. Wollen Sie dafür eintreten, dass Gesetze, Verordnungen, offizielle Verlautbarungen und Bezeichnungen in gepflegtem, bürgernahem und verständlichem Deutsch formuliert werden?
3. Wollen Sie sich für eine aktive Sprachpolitik in den öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und Medien einsetzen (z.B. für ein Sprachgesetz nach französischem Vorbild)?
4. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie Deutsch als Wissenschaftssprache fördern?
5. Für wie wichtig halten Sie gute Deutsch-Kenntnisse für die Integration von Einwanderern, vor allem im Blick auf die demografische Entwicklung und auf die mögliche Bildung von Parallelgesellschaften? Welche Maßnahmen befürworten Sie hier?
6. Wollen Sie sich dafür einsetzen, Deutsch als offizielle Landessprache der Bundesrepublik Deutschland im Grundgesetz zu verankern?
7. Wie wollen Sie dazu beitragen, dass Deutsch im Rahmen der EU seiner Bedeutung gemäß gleichberechtigt als Arbeitssprache neben Englisch und Französisch benutzt wird?
Sehr geehrter Herr Dr. Kaufmann,
Vielen Dank für ihre Frage.
1. Die deutsche Sprache ist ein hohes Kulturgut, dass es zu schützen gilt. Wie in allen Sprachen ist auch die deutsche Literatur nur im Original vollständig erfassbar. Gleichzeitig ist Sprache natürlich laufend der Veränderung unterworfen. Ein Prozess, der immer schon stattgefunden hat, sich allerdings durch die Globalisierung, das schnelle Reisen und den kulturellen Austausch in den letzten Jahrzehnten immens beschleunigt hat. Die weltweite Vernetzung durch das Internet, neue Kommunikationsmedien wie email etc. haben in den letzten 10 Jahren noch einmal für einen Schub gesorgt. Mir liegt die deutsche Sprache sehr am Herzen und ich versuche, zu ihrer Förderung beizutragen.
2. Eigentlich sollte das verständliche Formulieren von Behördenschreiben eine Selbstverständlichkeit sein. Leider ist dem aber nicht so, wie ich in meiner Arbeit als Bezirksabgeordneter immer wieder feststelle. So sind beispielsweise die Schreiben und Formulare der Arbeitsagentur derart kryptisch formuliert, dass selbst die Sachbearbeiter selber Probleme haben, den Inhalt zu erfassen. Das ist aber zumindest in diesem Fall auch so gewollt. Denn dadurch werden natürlich hohe Hürden aufgebaut zwischen Amt und Antragsteller.
Besonders wichtig fände ich es, wenn insbesondere die Steuererklärung auch für Laien verständlich wäre. Derzeit können ja nur die wirklich alle Steuerersparnisse ausnutzen, die sich auch einen Steuerberater leisten können.
3. Von einer gesetzlichen Regelung nach französischem Vorbild oder Quoten für deutsche Musik halte ich allerdings wenig. Das Problem der Verwässerung der deutschen Sprache durch beispielsweise Anglizismen hat seinen Ursprung nicht darin, dass in Kino, Fernsehen, Werbung, Radio etc. ständig mit ihnen gearbeitet wird. Der Grund liegt aus meiner Sicht tiefer darin begründet, dass den Deutschen ein gewisses Selbstbewusstsein fehlt, sich zu ihrer Kultur zu bekennen und als Folge ordnet man sich gerne der US-amerikanischen Leitkultur unter. Mit „Selbstbewusstsein“ meine ich natürlich nicht den tumben patriotischen Chauvinismus, den die Nazis von der NPD oder DVU gerne verbreiten. Mir geht es eher darum, dass wir mehr Mut haben müssen, eigene Wege zu gehen und nicht immer auf die USA zu schauen. So gut wie jede Sendung im Fernsehen ist nach US-amerikanischem Vorbild gestrickt und wirklich gute deutsche Filme sind kaum vorhanden. Die Mehrheit ist einfach schlecht oder ein billiger Abklatsch. Einerseits können wir selbstbewusst auf beispielsweise die deutsche Literatur zurückblicken, andererseits müssen wir aber auch nach vorne schauen.
4. Ich glaube, dass die beste Förderung von Deutsch als Wissenschaftssprache die Förderung der deutschen Wissenschaft ist. In vielen Bereichen ist Deutschland schon lange nicht mehr Spitze. Die Ursachen sind aus meiner Sicht Vielfältig: Einerseits ein völlig verkorkstes Schulsystem, das weder die schwachen noch die guten Schüler fördert. Andererseits der Zustand der deutschen Universitäten, die größtenteils international nicht mithalten können. Aus meiner Sicht geht insbesondere die Reform des Studiums in Bachelor- und Masterstudiengänge völlig in die falsche Richtung: Hier sollen effizient Abschlüsse für die Wirtschaft produziert werden. Auf der Strecke bleibt dabei allerdings fast völlig das eigentliche wissenschaftliche Arbeiten. Es wäre besser gewesen, wenn Deutschland hier weiter den international hoch anerkannten Diplomstudiengang behalten hätte. (Gleiches gilt für die Magisterstudiengänge).
5. Deutschkenntnisse sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Ziel muss es sein, dass alle Kinder bei ihrer Einschulung auf dem gleichen Stand sind, was die Fähigkeiten des sprachlichen Ausdrucks betreffen. Das übrigens auch vielen Kindern ohne Migrationshintergrund zu Gute kommen, denn auch bei vielen „einheimischen“ Deutschen ist der Wortschatz sehr gering. Für die nötigen Deutschkurse muss natürlich auch Geld in die Hand genommen werden. Das wäre hier auch im Gegensatz zu vielen anderen Projekten sinnvoll investiert. Denn dadurch steigen die Chancen von Kindern auf bessere Abschlüsse und damit auch die Steuereinnahmen. In diesem Zusammenhang ist es besonders bedauerlich, wenn teilweise die Vorschule kostenpflichtig wird oder immer noch keine kostenlose Betreuung in den KITAs angeboten wird. Denn genau dort muss man ansetzen um die Bildungschancen aller Kinder in Deutschland zu erhöhen.
6. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir bisher gar nicht bekannt war, dass Deutsch nicht offizielle Landessprache in Deutschland ist. Man muss ja auch ´mal eine Wissenslücke zugeben. Ich habe mir allerdings inzwischen einige Artikel dazu durchgelesen und finde das Vorhaben durchaus angebracht und unterstützenswert. Dabei muss allerdings gleichzeitig klar sein, dass es dabei nicht um Abgrenzung gegenüber denjenigen gehen kann, die (noch) nicht Deutsch beherrschen. Insofern stehe ich dem Vorschlag, Deutsch als Landessprache zu etablieren positiv gegenüber.
7. Sollte ich in den Bundestag gewählt werden ist mein Einfluss auf die Regelungen in der EU natürlich trotzdem nicht besonders groß. Auch halte ich es eigentlich nicht für nötig, unbedingt eine weitere Arbeitssprache einzuführen. Im Gegenteil: Englisch alleine als Arbeitssprache reicht eigentlich vollkommen. Ich denke, wir sollten selbstbewusst genug sein, sagen zu können, dass wir auf diesen – sowieso eher symbolischen aber extrem kostenintensiven Bereich (Übersetzungen etc.) - verzichten können.
Mit freundlichen Grüßen,
Vasco Schultz