Frage an Valerie Wilms von Christian R. bezüglich Umwelt
Guten Tag Frau Wilms,
an Sie stelle ich folgende Fragen:
Wird es mit Ihnen Windkraft im Wald geben und werden Sie der Windkraftlobby da nachgeben?
Wie wollen Sie die Konflikte lösen, die sich bei der von Ihrer Partei geplanten Ausweitung der erneuerbaren Energien (Fledermaus- und Rotmilantod durch Windräder, Agrarmonotisierung durch Biogas, Flächenproblematik bei Umstellung von Mais auf Blumenmischungen, die in Versuchen teilweise zu erheblichen Ernteausfällen geführt haben etc.)? Glauben Sie, dass Naturschützer nicht von den Grünen enttäuscht sein werden, wenn das Ausmaß der Folgen der Energiewende für die Natur in Form von Verspargelung der Landschaft und Zerstörung von Lebensraum in aller Deutlichkeit hervortreten wird?
Sehr geehrter Herr Rossi,
Bündnis 90/Die Grünen werden den Naturschutz nicht gegen die Energiewende ausspielen, wie Sie dies in Ihrer Frage unterstellen. Naturschutz und Artenvielfalt sind uns und mir genauso wichtig wie der Ausbau der erneuerbaren Energien. Denn daran geht kein Weg vorbei. Dass Öl-, Kohle- und Gasvorräte nicht mehr lange reichen, dürfte Ihnen bekannt sein. Sie nennen selbst keine Alternative, woher der Strom sonst kommen soll. Wenn Sie auf Atomstrom bauen, sollten Sie die Atommüll-Endlagerung nicht vergessen.
Die Energiewende muss verträglich für das gesamte Ökosystem umgesetzt werden. Erneuerbare Energien oder die erforderliche Energieinfrastruktur können keinen „Öko-Bonus“ erhalten, sondern müssen, wie alle anderen Nutzungen auch, in einer transparenten Planung und in Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden sowie den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort realisiert werden.
Bei der Windenergie gibt es genügend Fläche außerhalb von Naturschutzflächen und ökologisch wertvollen Wäldern und in ausreichenden Abständen zur Wohnbebauung, um das Ausbaupotenzial für Windenergie für den Stromverbrauch zu gewährleisten. 13,8 Prozent der Fläche Deutschlands wären laut Umweltbundesamt grundsätzlich für einen ökologisch umsichtigen Onshore-Windausbau geeignet. Weniger als ein Zehntel davon wäre ausreichend, um mehr Windleistung aufzustellen, als für den deutschen Spitzenbedarf (84.000 MW) benötigt wird.
Biomasse stellt als jederzeit nutzbarer Energiespeicher bei bedarfsgesteuerter Betriebsweise einen geeigneten kleinen Baustein in einem Back-up-System für die schwankende Solar- und Windstromerzeugung dar. Die Zunahme von Maisfeldern ist im wesentlichen Maße auf die Intensivierung, besser gesagt Industrialisierung, der Tierhaltung zurückzuführen. Heute wird Mais zwar auf 22 Prozent der gesamten Ackerfläche angebaut (Weizen: 25 Prozent), davon entfällt aber nur knapp ein Drittel (810.000 Hektar) auf Energiemais, der Rest dient als Futter- oder Lebensmittel. Um Monokulturen zu verhindern, setzen Bündnis 90/Die Grünen sich für eine Verankerung einer dreigliedrigen Fruchtfolge in der guten landwirtschaftlichen Praxis ein, bei der kein Glied der Fruchtfolge mehr als 50 Prozent ausmachen darf. Wer die Fruchtfolge nicht einhält, erhält keine Rohstoffvergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Die Energiewende trägt dazu bei, Natur und Biodiversität besser zu schützen. Denn sie verringert die Auswirkungen der konventionellen Energiewirtschaft (Schadstoffemissionen, Flächenverbrauch) und schützt das Klima. 23.000 Windkraftanlagen stehen heute in Deutschland. 7 Prozent der Äcker sind mit Biogas-Mais bepflanzt. Die Energiewende muss weiter vorangebracht, aber mit den richtigen Instrumenten naturverträglich umgesetzt werden. Im Planungsverfahren müssen Nachhaltigkeitsaspekte, der Natur - und Immissionsschutz berücksichtigt und Bürgerbeteiligung sichergestellt werden, und nicht etwa, wie in der jetzt zu Ende gehenden Wahlperiode mit dem „Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz“ geschehen, die Klagemöglichkeiten weiter eingeschränkt werden.
Bündnis 90/Die Grünen gehen die Energiewende umfassend und mit dem Blick auf den Erhalt unseres Lebensumfeldes an.
Mit freundlichen Grüßen
Valerie Wims