Valentin Lippmann
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Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Laurin S. •

Frage an Valentin Lippmann von Laurin S. bezüglich Innere Angelegenheiten

Sehr geehrter Herr Lippmann,

mit erschrecken musste ich gestern lesen, dass der Feuerwerkshersteller Weco seinen Standort in Freiberg möglicherweise schließen muss. Bedingt durch die Corona-Pandemie oder besser gesagt durch das Feuerwerks-Verkaufsverbot 2020 musste die Pyrotechnikbranche im letzten Jahr massive Verluste hinnehmen. Damals wurde zwar versprochen, dass die Branche Hilfe bekommt. Dies scheint jedoch nicht ausreichend der Fall zu sein.

Aufgrund der Situation ergeben sich folgende Fragen:

1. Wie stehen sie bzw. die Grünen zur Tradition des privaten Silvesterfeuerwerks?

2. Die Firma Weco ist eine der größten Feuerwerksfirmen Europas und einer von wenigen Herstellern, der noch in Deutschland qualitativ hochwertiges Feuerwerk produziert. Der Standort in Sachsen hat eine über 300-jährige Tradition. Unterstützen Sie den Erhalt des Standortes in Freiberg und welche Maßnahmen könnten sie sich dafür vorstellen?

3. Setzen Sie sich dafür ein, ein Verkaufsverbot in diesem Jahr zu verhindern?

4. Die wenigsten Unfälle, welche durch legales Feuerwerk verursacht werden, müssen auf der Intensivstation behandelt werden. Folglich kommen Patienten, welche mit Corona infiziert sind, nicht mit eventuellen "Feuerwerks-Patienten" in Berührung. Durch das Verkaufsverbot im letzten Jahr wurden allerdings einige illegale Feuerwerkskörper eingeführt, welche bei einem Unfall deutlich schwerere Verletzungen hinterlassen. Diese enden dann auch oft auf der Intensivstation, im Gegensatz zu Unfällen, verursacht durch legale Produkte. Daher stellt sich die Frage, ob das Verkaufsverbot 2020 nicht kontraproduktiv war?

Freundliche Grüße
L. Stein

Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/freiberg/weco-feuerwerk-schliessung-standort-100.html

Valentin Lippmann
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Stein,

vielen Dank für Ihre Fragen. Meine Antworten finden Sie nachfolgend zu den von Ihnen gestellten Fragen:

1. Wie stehen sie bzw. die Grünen zur Tradition des privaten Silvesterfeuerwerks?

Ich kann verstehen, dass Menschen von Feuerwerken fasziniert sind und dies als wichtige Tradition zur Begehung des Jahreswechsels begreifen. Das Thema Silvesterfeuerwerk – insbesondere Böller - wird in der Bevölkerung nun schon seit einigen Jahren zunehmend differenzierter gesehen und diskutiert. Professionelle, zentral organisierten Feuerwerke können ebenso mit schönen Erlebnissen verbunden sein. Darüber hinaus ist aber auch die Entwicklung von nachhaltigen, weniger umweltbelastenden Feuerwerken wichtig und sinnvoll. Die Aufgabe von Politik ist es, den Wunsch von Teilen der Bevölkerung nach Feuerwerken mit dem Schutz von Menschen und Umwelt in Einklang zu bringen.

2. Die Firma Weco ist eine der größten Feuerwerksfirmen Europas und einer von wenigen Herstellern, der noch in Deutschland qualitativ hochwertiges Feuerwerk produziert. Der Standort in Sachsen hat eine über 300-jährige Tradition. Unterstützen Sie den Erhalt des Standortes in Freiberg und welche Maßnahmen könnten sie sich dafür vorstellen?

Feuerwerkskörper in ihrer konventionellen Form sind ökologisch problematisch. Die immensen Mengen an Feinstaub und CO2 Emissionen schaden Mensch und Klima. Giftige Schwermetalle, die das Feuerwerk farbig leuten lassen, gelingen in Boden und Wasser. Die aktuelle Forschung bestätigt: Feuerwerkskörper können nachhaltiger hergestellt werden. Um kohlenstofreiche Verbindungen und giftige Schwermetalle zu ersetzen, ist ein bewusstes Einkaufsverhalten der Hersteller und ein Wandel im Konsumverhalten - von Quantität hin zu Qualität nötig. Statt auf billige Massenware zu setzen, brauchen wir Investitionen in neue Herstellungsverfahren.Wir BÜNDNISGRÜNE stehen für diesen Wandel. Wir wollen das Mögliche umsetzen und dafür die nötigen Hilfsmittel bereitstellen. Mit Hilfe zeitgemäßer Verfahren kann sich eine neue Generation der Feuerwerkskörper durchsetzen.Wir wollen unsere sächsischen Unternehmen in der Transformation hin zu nachhaltiger Produktion stärken und begleiten und setzen dabei besonders auf die Unterstützung der Umsetzung - von der Forschung in die Praxis.
WECO hat sich in der öffentlichen Kommunikation für die drei Säulen der Nachhaltigkeit positioniert. Wir sind interessiert am Dialog, wie wir mit unserem sächsischen Standort die Transformation im Feuerwerksbereich voranbringen können.

3. Setzen Sie sich dafür ein, ein Verkaufsverbot in diesem Jahr zu verhindern?

Wenn die Entwicklung der Coronapandemie, was ich nicht hoffe, auch in diesem Jahr Einschränkungen notwendig macht, unterstütze auch ich ein Feuerwerksverbot um mögliche Überlastungen von Krankenhäusern- und Notfallambulanzen zu verhindern, ebenso wie die Verringerung der Infektionszahlen durch weniger Kontakte. Je höher die Impfquote in der Bevölkerung ist, umso unwahrscheinlicher ist ein Verkaufsverbot in diesem Jahr.

4. Die wenigsten Unfälle, welche durch legales Feuerwerk verursacht werden, müssen auf der Intensivstation behandelt werden. Folglich kommen Patienten, welche mit Corona infiziert sind, nicht mit eventuellen "Feuerwerks-Patienten" in Berührung. Durch das Verkaufsverbot im letzten Jahr wurden allerdings einige illegale Feuerwerkskörper eingeführt, welche bei einem Unfall deutlich schwerere Verletzungen hinterlassen. Diese enden dann auch oft auf der Intensivstation, im Gegensatz zu Unfällen, verursacht durch legale Produkte. Daher stellt sich die Frage, ob das Verkaufsverbot 2020 nicht kontraproduktiv war?

Es ist nicht abzustreiten, dass von illegalen Feuerwerkskörpern ein höheres Verletzungsrisiko ausgeht. Nichtsdestotrotz berichteten Einsatzkräfte, dass Silvester 2020/21 ohne privates Feuerwerk sehr viel ruhiger verlief als die Jahre zuvor. Deutschlandweit zählten Feuerwehr und Polizei weniger Einsätze. Darüber hinaus sind viele Unfälle nicht illegalen Böllern zuzuschreiben, sondern der Nutzung legalen Feuerwerks unter Alkoholeinfluss.
Bei dem Sylvesterfeuerwerksverbot ging es weniger um ein direktes Ansteckungsrisiko in den Kliniken, sondern um die generelle Entlastung der Kliniken. Feuerwerke tragen außerdem zur Gruppenbildung bei und erhöhen damit das Risiko weiterer Corona-Infektionen. Dazu würden Menschen, die sich beim Zünden von Böllern und Raketen verletzen, die Krankenhäuser noch zusätzlich belasten. Überdies besteht das Problem der Verletzungen durch illegales Feuerwerk jedes Jahr und nicht nur bei Verkaufsverboten.

Mit freundlichen Grüßen

Valentin Lippmann

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