Frage an Ursula von der Leyen von Kai T. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
warum genießen Leistungsempfänger in Ihrer Politik Vorrang vor arbeitenden Menschen? Sie wollen den Begriff Hartz IV abschaffen, da das Wort negativ besetzt ist. Sie unternehmen aber nichts, wenn aufgrund von Begrifflichkeiten arbeitende Menschen diskriminiert und diskreditiert werden.
Ca. 826.000 Mitarbeiter in der Zeitarbeitsbranche werden von Kritikern der Zeitarbeit als „Leiharbeiter“ bezeichnet. Leihe ist gem. BGB die unentgeltliche Gebrauchsüberlassung einer Sache (BGB §§ 598 - 606). Mit der Verwendung des Begriffs „Leiharbeiter“ werden MitarbeiterInnen zu einem Objekt herabgewürdigt und versachlicht. Sie tun nichts, um Mitarbeiter in der Zeitarbeitsbranche vor Herabwürdigungen zu schützen und etwas an der Verwendung des Begriffs „Leiharbeit“ und den damit verbundenen negativen Assoziationen zu ändern.
Sie berufen sich auf das 40 Jahre alte Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG), in dem das Wort Leiharbeit verwendet wird. In aktuellen Tarifverträgen der Branche wird aber sowohl vom DGB als auch vom Bundesverband Zeitarbeit (BZA) nur von Zeitarbeit gesprochen. Auch die Unternehmen und Mitarbeiter der Branche sehen sich als Zeitarbeitsunternehmen bzw. Zeitarbeitnehmer. Es ist höchste Zeit, das AÜG zu ändern. Niemand sollte berechtigt sein, motivierte MitarbeiterInnen mit falschen Begrifflichkeiten zu diskriminieren.
Der BZA fordert, die Verwendung der Begriffe „Zeitarbeit, Zeitarbeitnehmer, Zeitarbeitsunternehmen und Einsatzbetrieb“ im AÜG und anderen Gesetzen anstelle der bisherigen Bezeichnungen „Leiharbeit, Leiharbeitnehmer, Verleiher und Entleiher“ zu ersetzen, da die geforderten Bezeichnungen im allgemeinen Sprachgebrauch eingeführt sind und die diskriminierenden und im Wortsinn irreführenden Begriffe „Leiharbeit, Leiharbeitnehmer, Verleiher und Entleiher“ vermeiden.
Warum wollen Sie hart arbeitenden Menschen nicht den gleichen Schutz vor negativ besetzten Begriffen zukommen lassen wollen, wie nicht arbeitenden Menschen?