Frage an Ursula von der Leyen von Martin H. bezüglich Jugend
Sehr geehrte Frau von der Leyen,
als christlich-demokratische Politikerin fühlen Sie sich dem Schutz der Familie in besonderer Weise verpflichtet. Deshalb möchte ich Sie fragen, was Sie dazu sagen, dass die Anzahl der Kinder, denen die Eltern durch behördlichen Eingriff weggenommen wurden, in den letzten Jahren, also gerade auch während Ihrer bisherigen Amtszeit, dramatisch zugenommen hat (vgl. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,630640,00.html ). Viele tausende Familien haben die Behörden auf diese Art und Weise zerstört.
Halten Sie diese Entwicklung für wünschenswert? Wurden in der Vergangenheit zu wenigen Kindern die Eltern weggenommen? Haben Sie irgendwelche Indikatoren, nach denen Sie mögliche positive Effekte dieser Zwangsmaßnahmen von oben messen können? Oder machen Sie sich vielleicht auch (ebenso wie ich) Sorgen, dass die Jugendämter einfach aus Angst vor der Presse im Zweifelsfall lieber eine Familie kaputt machen, statt zu versuchen, zu helfen, wo es Probleme gibt (was ja eigentlich ihr gesetzlicher Auftrag wäre)? Was könnte die Bundespolitik tun, um da gegenzusteuern?
Ich kenne keine allgemeinen Untersuchungen über die Umstände des behördlichen Elternentzugs, aber im Fall meines Patenkindes lag eine eklatante Fehlentscheidung von Jugendamt und Gericht vor. Die Familie war vollkommen intakt und hatte nur zeitweilige Probleme (vorübergehende Arbeitslosigkeit und vorübergehende Krankheit); als unmittelbare Folge des Zugriffs der Behörden wurde die Familie im Laufe weniger Jahre völlig zerstört (Vater, Mutter, und beide Kinder leben nun in vier verschiedenen Haushalten; dabei wurde strenggenommen nur das Aufenthaltsbestimmungsrecht entzogen).
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Prof. Dr. Martin Haspelmath