Frage an Ursula von der Leyen von Hendrik B. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau von der Leyen,
Sie erklärten: "So selbstverständlich, wie wir den Kindern die Muttersprache mitgeben, müssen wir ihnen Religion mitgeben."
Dazu habe ich dann doch noch Fragen, insbesondere wegen der anstehenden Wahl:
Bitte nehmen Sie zu dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan vor dem Hintergrund einer Religion Stellung:
Ich halte es für widersprüchlich, auf der einen Seite christliche oder religiöse Werte als gut zu bezeichnen, aber einen Rahmen zu schaffen,
in welchem, insbesondere Unschuldige von deutschen Soldaten und ihren Verbündeten getötet werden, sei es auch nur versehentlich. Damit werden u.a. Christen zu Menschen die gegen ein zentrales Gebot der christlichen Religion verstoßen.
Beziehen Sie bitte Stellung zu den in der Bibel aufgeführten Wundern wie z.B. das Laufen über Wasser und das Verwandeln von Wasser in Wein.
Ich denke, dass es nicht mehr zeitgemäß und vernünftig für einen aufgeklärten Menschen ist, an - sagen wir mal - "paranormale" Phänomene sowie eine außerirdische Intelligenz zu glauben, welche alles sieht und hört. So etwas sollte man Kindern m. E. gerade nicht mit auf den Weg geben. Man sieht doch deutlich, was für Konflikte ein irrationaler Glauben auf dem Planeten Erde verursacht. Dies sollte nicht auch noch gefördert werden.
Was halten Sie von der Darwinschen Evolutionstheorie?
Ich halte diese Fragen für äußerst wichtig, da ich mir Sorgen mache, dass diejenigen, die unser Land regieren, auf der Grundlage von irrationalen Gedankenkonstrukten ihre Entscheidungen treffen könnten. Ich weiss, dass diese Fragen als Unverschämtheit und zu persönlich angesehen werden könnten. Dennoch haben Sie sich von sich aus dazu öffentlich geäußert. Deshalb sollten Nachfragen auch von Ihnen beantwortet werden.
Den Versuch ist es wert. Für meine Stimmenabgabe bei der anstehenden Bundestagswahl sind diese Fragen sehr relevant.
Vielen Dank für Ihre Mühe.
Mit freundlichen Grüßen
H. Bechert
Sehr geehrter Herr Bechert,
schon in Goethes wohl berühmtesten Werk, dem Faust, wird der Titelheld befragt, wie er es denn mit der Religion halte. Bei der Beantwortung dieser Frage muss man zwischen der privaten, persönlichen Seite und dem gesamtgesellschaftlichen Aspekt unterscheiden. Wenn Sie als Privatmann religiöse Bekenntnisse ablehnen, ist das Ihr gutes Recht. Genauso selbstverständlich nehme ich für mich meine christliche Überzeugung in Anspruch. Das sind private Entscheidungen.
Daneben aber dürfen wir den gesellschaftlichen Aspekt nicht aus den Augen verlieren. Unser Gemeinwesen ist zutiefst verwurzelt in der christlich-abendländischen Tradition. Die Werte, die aus dieser Tradition hervorgegangen sind, haben sich bewährt und sollen daher nach meiner tiefen Überzeugung auch an künftige Generationen weitergegeben werden, weil sie sinnstiftend sind.
Für die Christlich-Demokratische-Union, die das „C“ ausdrücklich im Namen trägt, ist das christliche Menschenbild mit seiner Balance von Freiheit und Verantwortung, ausdrücklich Basis allen politischen Handelns. Lassen Sie mich dazu abschließend einen Satz aus dem aktuellen Regierungsprogramm zitieren:
„Der Mensch ist für uns nicht das Maß aller Dinge, denn wir wissen um seine Fehlerhaftigkeit und seine Verantwortung von Gott. Zugleich steht der Mensch, zu dessen unantastbarer Würde wir uns bekennen, im Mittelpunkt unserer Politik.“
Aus dieser Überzeugung schöpfen wir Kraft und Motivation, gerade auch in schwierigen Zeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ursula von der Leyen