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Frage von Andreas T. •

Frage an Ursula Mogg von Andreas T. bezüglich Bildung und Erziehung

Frau Mogg, warum ist Rheinland-Pfalz in der PISA-Studie so deutlich zurückgefallen?

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Sehr geehrter Herr Tümmler

für Ihre Anfrage zum Abschneiden des Landes Rheinland-Pfalz bei neueren Pisa-Untersuchungen danke ich Ihnen. Grundsätzlich halte ich wenig davon, bei einer so sensiblen Materie die jeweiligen Wasserstandsmeldungen wie eine Bundesligatabelle auszuloten. Dies wird dem Problem nicht gerecht, weil geringfügige Änderungen in der "Punktwertung" - zumal bei 15jährigen Kindern! - nicht wirklich signifikant sind. Wollte man sie dennoch werten, dann sollte man nicht übersehen, dass seit der ersten Studie von 2000 leichte Verbesserungen zu verbuchen sind.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen hat bereits am 14. Juli die neuen Werte kommentiert. Ihre Pressemitteilung gebe ich hier gerne wieder:

Ahnen: Konsequente Reform des Bildungssystems muss weitergehen - Erste Ergebnisse der PISA-Ergänzungsstudie liegen vor

14.07.2005

Rheinland-Pfalz liegt beim heute vom PISA-Konsortium Deutschland und der Kultusministerkonferenz in Berlin vorgestellten PISA-Ländervergleich in allen untersuchten Aufgabenfeldern im OECD-Durchschnitt und im bundesdeutschen Mittelfeld. Nach der jetzt vorliegenden ersten Auswertung der PISA 2003-Ergänzungsstudie (PISA-E) seien in Rheinland-Pfalz leichte Verbesserungen bei den Punktwerten in der mathematischen Kompetenz 493 Punkte (PISA 2000: 488) und in der naturwissenschaftlichen Kompetenz 497 Punkte (PISA 2000: 489) erreicht worden, stellte Bildungsministerin Doris Ahnen fest. In der Lesekompetenz sei der Wert mit 485 Punkten gleich geblieben. Bei der erstmals von PISA erfassten Problemlösekompetenz seien 508 Punkte erreicht worden.

Wie bei der internationalen PISA-Studie wurden in der Ergänzungsstudie die vier Bereiche mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz, Leseverständnis und Problemlösungskompetenz von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern untersucht. Die Erhebung wurde in Rheinland-Pfalz - wie in allen anderen Bundesländern - von Ende April bis Anfang Juni 2003 durchgeführt. Beteiligt waren dabei landesweit 93 Schulen mit jeweils rund 34 Schülerinnen und Schülern (insgesamt: 3172 Schülerinnen und Schüler). Rheinland-Pfalz habe insgesamt eine sehr hohe Beteiligungsquote erreicht. Im Gegensatz zu manchen anderen Ländern sei in Rheinland-Pfalz die Teilnahme an PISA verpflichtend.

Die Verteilung auf Rangplätze ergebe für Rheinland-Pfalz folgendes Bild: Lesen und Problemlösen: jeweils Platz 6, Naturwissenschaften: Platz 8 und Mathematik: Platz 10. Für den Bereich der mathematischen Kompetenz hätten die Wissenschaftler exemplarisch bei der Berechnung der erreichten Werte den Migrationshintergrund und den sozialen Status der beteiligten Schülerinnen und Schülern berücksichtigt. Nach dieser - die schulische Realität besser abbildenden Methode - erreiche Rheinland-Pfalz bei der mathematischen Kompetenz Platz 9. Ähnliche Veränderungen erwarte man nach dieser Berechnungsmethode auch in den übrigen Kompetenzfeldern. Diese Ergebnisse lägen allerdings erst im November vor. Durch den vorgezogenen Veröffentlichungstermin der ersten Ergebnisse von PISA-E könnten gegenwärtig noch keine vertiefenden Analysen zu wichtigen Rahmendaten wie beispielsweise Migration, soziale Herkunft oder Geschlecht gemacht werden.

"Grundlegende Reformen, wie zum Beispiel unser Ausbauprogramm bei den Ganztagsschulen oder das jetzt gestartete Kindertagsstättenprogramm ,Zukunftschance Kinder - Bildung von Anfang an´ konnten selbstverständlich noch nicht in die 2003 durchgeführte Studie einfließen und lassen sich auch nicht kurzfristig in Ergebnissen messen. Eine konsequente Qualitätsentwicklung und grundlegende Reformen sind aber notwendig, um wirklich nachhaltig Leistungsverbesserungen und einen Abbau der sozialen Selektivität gleichermaßen zu erreichen", sagte Bildungsministerin Ahnen.

Die flächendeckende Einführung der Vollen Halbtagsschule als Voraussetzung für das massive Ausbauprogramm von neuen Ganztagsschulen, der Aufbau eines Systems der Hochbegabtenförderung, eine konsequente Reform der Lehrer- und Lehrerinnenbildung und der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, eine eindeutige Schwerpunktsetzung auf den frühkindlichen Bereich mit dem Programm "Zukunftschance Kinder - Bildung von Anfang an": das seien zentrale Marksteine rheinland-pfälzischer Bildungspolitik. Qualitätssicherung durch schulische Qualitätsprogramme, verbindliche Standards, regelmäßige Vergleichsarbeiten sowie interne und externe Evaluation und eine breite Palette von Unterstützungsmaßnahmen für Schulen seien darüber hinaus feste Bestandteile einer Schulpolitik, die die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schüler und die Qualität des Unterrichts in den Mittelpunkt stellen.

Die Bildungsministerin unterstrich, entlang der von der Kultusministerkonferenz im Dezember 2001 identifizierten sieben Handlungsfelder seien in Rheinland-Pfalz eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht worden, die erst schrittweise ihre Wirkung entfalten könnten (Zusammenstellung siehe Anlage). Diese Maßnahmen müssten konsequent umgesetzt und ihre Wirkung kontinuierlich begleitet und evaluiert werden. "Wir müssen zu einer Kultur der ständigen Rückkoppelung kommen. Das ist auch Sinn und Zweck der neu eingerichteten Evaluationsagentur. Dabei wird die Agentur über die von PISA erfassten Bereiche deutlich hinausgehen", betonte Doris Ahnen.

Obwohl nach den ersten Ergebnissen in Rheinland-Pfalz die soziale Selektivität nicht so hoch sei wie in manchen anderen Ländern, bleibe die große Herausforderung, die Frage des sozialen Ausgleichs bei gleichzeitig hohem Leistungsniveau zu lösen. Bildungsministerium, Schulen, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Schülerinnen und Schüler, Schulaufsicht und Unterstützungssysteme - und vor allem eine konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten - seien dabei gefordert.

Ich hoffe, diese Informationen sind hilfreich für Sie, und bleibe

mit freundlichen Grüßen
Ihre Ursula Mogg