Selektion mit „Aussonderung“ ist immer noch ein Prinzip institutioneller Bildung. Wie möchten Sie gegen diese Verschwendung von Ressourcen und Demütigung von Menschen vorgehen?
Einerseits leidet die deutsche Wirtschaft unter einem massiven Fachkräftemangel, der durch Zuwanderung behoben werden soll (= Abwerben von Menschen aus dem Ausland bei gleichzeitiger Schwächung der dortigen Wirtschaft), und andererseits beenden immer noch viele Menschen in Deutschland ihre Schullaufbahn ohne Abschluss und mit einer in der Schule erworbenen Abneigung gegen lebenslanges Lernen. Dies wiederum bedeutet eine Belastung der Sozialkassen und fördert sozialer Spannungen aufgrund der Blockade sämtlicher gesellschaftlicher Aufstiegschancen.
Ein Verzicht auf das radikale Ausleseprinzip könnte das wirtschaftliche Problem teilweise und das menschliche sehr stark lösen: Wie sehen Sie das?
Sehr geehrter Herr R.,
wenn Sie unter "Ausleseprinzip" und "Aussonderung" das Prinzip verstehen, dass Leistung anerkannt wird, kann ich Ihnen nur bedingt zustimmen. Ich bin durchaus der Meinung, dass Leistung sich lohnen muss und dass insbesondere für Berufe, bei denen es um den Umgang mit Menschenleben geht (Medizin, Sicherheit, Pilot etc.) bestimmte Qualitätskriterien unbedingt erfüllt werden müssen. Dazu gehört für mich aber auch, dass wir allen Menschen die Möglichkeit geben, durch gute Bildung eine solche Qualifikation für sich zu erwerben.
Mit freundlichen Grüßen
Ursula Groden-Kranich