Wie positionieren Sie sich als Abgeordneter zur Energiewende?
Hallo Herr Liebau,
wie positionieren Sie sich zur Energiewende und zum Kohleausstieg? Was muss dafür getan werden?
Denken Sie, dass wir angesichts der bevorstehenden Entwicklungen unseren Energieverbrauch pro Kopf senken müssen? Oder können wir mithilfe von neuer Technologie weiterhin mit einem wachsenden Energieverbrauch pro Kopf rechnen?
BG Eric Schubert
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorgebracht werden. Daran hängen die Zukunft des Industriestandortes Deutschland und unsere Versorgungssicherheit. Wind- und Sonnenenergie sind dabei die tragenden Säulen. Das Ziel ist einen jährlichen Zubau von mindestens 5 bis 6 Gigawatt (GW) Wind an Land, ab Mitte der 20er Jahre von 7 bis 8 GW, bei Wind auf See wollen wir 35 GW bis 2035 zu erreichen. Bei Solar werden wir den Ausbau von beginnend 10 bis 12 GW auf 18 bis 20 GW pro Jahr steigern ab Mitte der 2020er. Speziell für Magdeburg und Umgebung bedeutet das auch einen wirtschaftlichen Aufschwung, weil wir viele Arbeitsplätze in der Windbranche haben, die davon profitieren können. Sie haben leider in den letzten Jahren sehr unter dem geringen Ausbau gelitten.
Einige Maßnahmen zur Energiewende, die wir als Grüne vorschlagen sind:
- Solaranlagen auf 1,5 Millionen Dächern
- 2 % der Landesfläche für Windkraftanlagen mit früher Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern
- Förderprogramme für Innovationen im Bereich Wasserstoff
Eine Vorhersage über den pro Kopf-Verbrauch ist nur schwer abzugeben, weil es durchaus das Potenzial gibt Energie einzusparen (Stickwort Sanierung von Gebäuden/ Intelligente Verkehrssysteme). Anderseits gibt es Schätzungen nach denen die Chemieindustrie in Deutschland Mitte der 30er Jahre so viel Strom verbrauchen wie die gesamte Bundesrepublik derzeit. In jedem Fall müssen wir im Sinne der Generationengerechtigkeit die Erneuerbaren massiv ausbauen und dabei auch die Industrieunternehmen mitnehmen. Wir Grüne haben dafür den Industriepakt (https://www.gruene.de/artikel/ein-pakt-zwischen-industrie-und-politik) vorgeschlagen. Insgesamt halte ich den Kohleausstieg im Jahr 2030 im Sinne der Klima- und Umweltkosten für richtig. Für meine und folgende Generationen ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir weniger Treibhausgase verursachen. Jeden Euro den wir jetzt für Klimaschutz investieren, müssen wir nicht für vielfache Folgekosten zahlen. Aus diesem Grund ist es auch ökonomisch sinnvoll jetzt massiv zu investieren. Zudem können wir als klimaneutrale Industrienation an der Spitze einer neuen Zeit stehen. Weitere Informationen finden Sie auch unter diesem Link: https://www.gruene.de/themen/energie . Ich wünsche Ihnen eine schöne Restwoche. Mit freundlichen Grüßen Urs Liebau