Frage an Ulrike Rodust von Joachim S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung
Sehr geehrte Frau Rodust,
einzig in Deutschland (und einigen Nachbarländern) findet eine duale Berufsausbildung mit beruflicher Fortbildung statt. In anderen Ländern ist diese Ausbildung meist verschult und Inhalt von Hochschulen.
Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) ist ein erster informeller Vergleichsmaßstab, wo der HS-Abschluss Bachelor und auch die zweijährige Fachschule zum "Staatlich geprüfte...." in DQR verortet wird. Notwendig ist nun auch die formale Gleichwertigkeit der beruflichen Berechtigungen (z.B. in Behörden).
Vergleichen Sie bitte einen "einfachen" US-Bachelor Soziales mit einem Staatlich geprüften Techniker Mechatronic. Im Behördenbereich wird der Bachelor dem geh. Dienst zugeordnet, nur weil die Ausbildungsstätte eine Hochschule ist.
Im DQR wurden die allgemeinbildenden Abschlüsse ausgeklammert.
Warum nicht einfach ein Vergleich der Lernzuwächse- unabhängig von den Ausbildungsstätten-?
- Praktische Lerninhalte
-Theoretische Lerninhalte
-Notwendige Praxiszeiten
-Wo ist zum Verständniss "Höhere Mathematik" notwendig?
-Was ist "wissenschaftlich"
Wie sollten z.B. innerdeutsche Qualifikationen bewertet werden, die bereits als Eingangsvoraussetzung den Abschluss einer zweijährigen Fachschule/ Meister erfordern und eine Dauer von 18 Monaten haben? Diese liegen somit über den Fachschulgesetzen der Länder.
Ein gutes Beispiel ist der Offizier des millitärfachlichen Dienstes (Fachoffizier) bei der Deutschen Marine. Zugangsvoraussetzung ist z.B. der zivile Stattlich geprüfte Nautiker/ Schiffsbetriebstechniker . Nun erfolgt an der MOS in Flensburg die 18 monatige bundeswehrinterne Offiziersausbildung.
Im Sinne der konsequenten Gleichwertigkeit beruflicher Abschlüsse mit den formalen Berechtigungen der Hochschulen danke ich Ihnen im Voraus für eine Einschätzung im Sinne Europas.
Freundliche Grüße
Joachim Schroeder
Sehr geehrter Herr Schroeder,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Bei der europaweiten Anerkennung von Berufsqualifikation stellen unterschiedliche nationale Prägungen der Bildungssysteme eine Herausforderung dar.
Aus sozialdemokratischer Sicht ist es uns ein besonders großes Anliegen, dass es zu einer Gleichgewichtung allgemeiner und beruflicher Bildung kommt. Entsprechend der erworbenen Qualifikationen und Fähigkeiten gäbe es so größere Flexibilität im Bildungsweg, was sowohl für denjenigen, der eine Qualifikation erwirbt als auch in Bezug auf die Nutzung des gesellschaftlichen Potentials einen Gewinn bedeuten würde.
Der Ansatz eines Punkteanrechnungssystems - analog zum Universitätssystems der ECTS - für alle formal und informal erworbenen Kenntnisse, könnte helfen, bisherige Lücken zu schließen und Anwärtern ermöglichen, in dem Feld und auf dem Niveau tätig zu werden, für die sie ausgebildet wurden. Darüber hinaus erleichtert es den transnationalen Austausch und die lebenslange Weiterbildung (ob im eigenen Land oder im europäischen Ausland).
Mehr zu den sogenannten ECVET erfahren Sie unter folgendem Link:
http://europa.eu/legislation_summaries/education_training_youth/lifelong_learning/c11107_de.htm
Ich hoffe Ihnen mit dieser Antwort weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Ulrike Rodust